Colombo  - Die Streitkräfte in Sri Lanka kontrollieren inzwischen nach eigenen Angaben die gesamte, zuletzt heftig umkämpfte Halbinsel Jaffna im Norden des Landes. Soldaten hätten den tamilischen Rebellen mit dem Dorf Chundikkulam das letzte von ihnen gehaltene Gebiet in Jaffna abgenommen, teilte Militärsprecher Udaya Nanayakkara am Mittwoch mit. Die Halbinsel galt lange als Herzland des seit einem Vierteljahrhundert andauernden Kampfes der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) für einen eigenen Staat. Die LTTE kontrollieren noch immer den Nordosten Sri Lankas.

Die Rebellen seien mit ihren toten oder verwundeten Kameraden geflüchtet, sagte Nanayakkara. Er nannte jedoch keine Opferzahlen. Soldaten seien nicht verletzt worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig bestätigt werden.


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Die LTTE kämpfen seit mehr als 25 Jahren für einen eigenen Staat im Norden der Insel Ceylon im Indischen Ozean. Den Gefechten und Anschlägen fielen bisher mehr als 70.000 Menschen zum Opfer. Seit Ende 2007 waren die Kämpfe wieder intensiver geworden, die Regierungstruppen drangen immer weiter in den von Rebellen kontrollierten Norden vor.

Die Großoffensive wurde gestartet, nachdem die Regierung einen ohnehin brüchigen Waffenstillstand mit den LTTE, der 2002 geschlossen wurde, auch offiziell aufgekündigt hatte. Tausende LTTE-Kader und Soldaten sollen bei den Gefechten ums Leben gekommen sein. Unabhängige Angaben zu den Opferzahlen gibt es nicht. Zu Jahresanfang fiel die Stadt Kilinochchi in Jaffna, das die LTTE als ihre Hauptstadt bezeichnet hatten.

Die Tamilen-Tiger verübten in der Vergangenheit immer wieder auch Anschläge und auch Selbstmordanschläge, um ihre Forderung nach einem eigenen Staat durchzusetzen. Die Rebellen finanzieren sich unter anderem durch - teils erpresste - Spenden von im Ausland lebenden Tamilen. Die EU, die USA und auch Indien führen die LTTE als terroristische Organisation.

Im früheren Ceylon, das zunächst von den Portugiesen, dann von den Niederländern und ab Ende des 18. Jahrhunderts von den Briten kolonisiert wurde, stellen die großteils buddhistischen Singhalesen mit mehr als 70 Prozent die größte Bevölkerungsgruppe. Die mehrheitlich hinduistischen Tamilen sind mit 18 Prozent Bevölkerungsanteil die größte Minderheit. Die im 19. Jahrhundert zugewanderten Indien- oder Kandy-Tamilen wurden von den britischen Kolonialherren als Arbeitskräfte auf den Teeplantagen beschäftigt, während die Ceylon-Tamilen von der Kolonialmacht vor allem in der Verwaltung eingesetzt und dabei gegenüber den Singhalesen bevorzugt wurden. Nach der Unabhängigkeit des Landes von Großbritannien 1948 führte dies zu starken Antipathien zwischen den Bevölkerungsgruppen und die Tamilen sahen sich von den nunmehr politisch dominierenden Singhalesen benachteiligt. (APA/AP)