Paris/Toulouse - Ein Anschlag auf eine Synagoge in Frankreich hat bei der Regierung in Paris Sorge vor einem Übergreifen des Konflikts im Nahen Ostens geweckt. Unbekannte zündeten am Montagabend ein Auto an und ließen es bei Toulouse gegen das Tor vor dem Eingang des Gotteshauses fahren. Niemand wurde verletzt. Präsident Nicolas Sarkozy erklärte am Dienstag, er werde nicht dulden, dass internationale Spannungen sich auf Muslime und Juden in Frankreich ausweiteten.

In Frankreich lebt mit fünf Millionen Muslimen die größte muslimische Gemeinde Europas; gleichzeitig gibt es mit 500.000 bis 600.000 Menschen die stärkste jüdische Gemeinde in der EU.

Die Ermittler suchten am Dienstag nach "mindestens" drei Verdächtigen, die für den Anschlag in einem Vorort der südfranzösischen Stadt verantwortlich sein könnten, wie die Staatsanwaltschaft in Toulouse mitteilte. Etwa zehn Meter von dem Brandanschlag entfernt stand demnach ein weiteres Fahrzeug mit unbenutzten Brandsätzen. Zwei weitere Brandsätze wurden im Hof der Synagoge gefunden, in der sich zur Zeit des Anschlags vier Menschen aufhielten.

Sicherheitsmaßnahmen werden verstärkt

Auch wenn es kein Bekennerschreiben oder klare Hinweise auf einen Zusammenhang mit dem Konflikt um den Gaza-Streifen gab, wo die israelische Armee seit mehr als einer Woche militärisch gegen die radikal-islamische Palästinenser-Organisation Hamas vorgeht, kündigte die Regierung an, die Sicherheitsmaßnahmen um Gotteshäuser zu verstärken. Innenministerin Michele Alliot-Marie zeigte sich "besorgt" wegen des Konflikts im Gaza-Streifen. Sie wolle verhindern, dass die dortige Gewalt "importiert wird", sagte sie und kündigte Gespräche mit Vertretern von Muslimen und Juden an.

Die Vertreterin der Palästinenser bei der EU, Leila Chahid, verurteilte den Anschlag. Er sei aber wohl "eine Folge der Bilder, die aus Gaza kommen". Wegen des Konflikts waren in den vergangenen Tagen in Frankreich Tausende Menschen auf die Straße gegangen: Am Samstag nahmen 20.000 bis 25.000 Menschen in Paris an einer Kundgebung gegen die israelische Offensive teil; mehrere tausend demonstrierten am Sonntag für Israels Recht auf "Selbstverteidigung".

Die Vereinigung jüdischer Studenten in Frankreich (UEJF) zählte seit dem Jahreswechsel vier Fälle von Sachbeschädigung gegen jüdische Geschäfte oder Synagogen. Der Beginn der zweiten Intifada in den Palästinenser-Gebieten im Herbst 2000 hatte zu einem starken Anstieg von gegen Juden gerichtete Taten in Frankreich geführt. Der ehemalige israelische Regierungschef Ariel Sharon hatte wegen dieses nach seinen Worten "entfesselten Antisemitismus" die Juden in Frankreich aufgefordert, nach Israel auszuwandern. (APA)