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Der Unfall des thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus heizt den Streit um eine gesetzliche Helmpflicht für Skifahrer an

APA/Harald Schneider

Experten und Politiker streiten über die Frage, ob eine Helmpflicht für Skifahrer sinnvoll ist - und wer überhaupt zuständig sein soll

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Schwarzach/Wien - Das Opfer des tragischen Zusammenstoßes auf der Riesneralm wird am Mittwoch begraben. Die 41-jährige Skifahrerin, die am Neujahrstag bei einem Zusammenstoß mit Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus getötet wurde, wird in der Gemeinde Riegersburg zu Grabe getragen, wo ihr Wochenendhaus steht. Die gebürtige Slowakin hinterlässt ihren österreichischen Ehemann und einen einjährigen Sohn.

Mittlerweile hat sich ein Zeuge des Unfalls bei der Staatsanwaltschaft gemeldet, dessen Aussagen, laut einem Sprecher, "sehr aufschlussreich" sein sollen. Näheres gaben die Behörden nicht bekannt, ein technischer Sachverständiger wurde zugezogen. Althaus, mit dessen Genesung die Ärzte im Krankenhaus Schwarzach zufrieden sind, kann sich an den Zusammenstoß nicht erinnern.

Bis dato steht nur so viel fest: Während der 50-jährige Politiker, der einen Skihelm trug, den Crash knapp überlebte, starb die Frau, die ohne Helm unterwegs war, an schweren Kopfverletzungen. Für Politiker aller Couleurs war dies Grund genug, um sich während der Feiertage pro und contra "Helmpflicht auf Skipisten" starkzumachen. So richtete etwa der jetzige Finanz- und frühere Sportstaatssekretär Reinhold Lopatka (ÖVP) seinem Koalitionspartner, SPÖ-Gesundheitsminister Alois Stöger, via Österreich aus, dieser möge die Helmpflicht zumindest für Kinder einführen. Das BZÖ kündigte eine parlamentarische Initiative pro Helmpflicht an, Lopatkas Vorvorgänger als Sportstaatssekretär, der SPÖ-Politiker und Präsident der Bundessportorganisation Peter Wittmann, fordert sogar Geldstrafen bei Nichteinhaltung. Davon ist sein Parteikollege, Gesundheitsminister Stöger, wenig begeistert. Eine gesetzliche Regelung sei "nicht vorrangig". Stöger appelliert an "mehr Eigenverantwortung".

Derzeit ist die Frage, ob Helmpflicht oder nicht, ohnehin Landessache: Nach mehreren schweren Skiunfällen während der Weihnachtsfeiertage überlegen Kärnten, Vorarlberg und Salzburg, eine Schutzhelmpflicht einzuführen, Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer ist nach eigenen Worten "eher dafür als dagegen", und auch Niederösterreich "prüft" die Helmpflicht.

"Mehr Bewusstsein"

Die Tiroler Bergrettung sprach sich am Dienstag gegen eine gesetzliche Schutzhelmpflicht im Berg- und Skisport aus. "Statt mehr gesetzlicher Vorschriften brauchen wir mehr Problem- und Risikobewusstsein. Eine gesetzliche Helmpflicht für Skipisten wirkt dabei eher kontraproduktiv als fördernd", sagte Peter Veider, Ausbildungsleiter und Geschäftsführer der Tiroler Bergrettung. Es sei besser, die touristische Kommunikation umzustellen. Dass in den Bergen einige Gefahren lauern, würde von der Tourismuswerbung in Europa vielerorts verschwiegen. Auch der Präsident der Sportunion, Peter Haubner (ÖVP), will vorrangig "die Information über die Sinnhaftigkeit von Schutzkleidung" verstärken.

Ob "kontraproduktiv" oder nicht: Auf viele Skifahrer hat der Unfall des Politikers Althaus offenbar bekehrend gewirkt. Seit Jahresbeginn haben zahlreiche Sporthäuser in Österreich, Deutschland und in der Schweiz 20.000 Skihelme nachbestellt, meldete Marktführer Uvex. Das seien fünfmal so viele wie vor einem Jahr. (APA, stui/DER STANDARD, Printausgabe, 7. Jänner 2009)