Kopfverletzungen, speziell in jenem Bereich, den ein Helm zu schützen vermag, machen nur einen minimalen Prozentsatz jener Blessuren aus, die Skifahrer zu gewärtigen haben. Eine Helmpflicht kann daher wenig dazu beitragen, die Sicherheit der Pisten zu erhöhen - im schlimmsten Fall hat sie sogar einen gegenteiligen Effekt: Wenn alle meinen, mit Helm gut geschützt zu sein, bretteln sie womöglich noch brutaler und schneller talwärts.

Und das alles mit gutem Gewissen. Vor allem: Mit einem guten Gewissen für Politiker und Tourismusindustrie, die den irrwitzigen Umbau unserer Alpenlandschaft in eine Sportarena für den Massenskisport um jeden Preis vorantreiben möchten - und die massiven negativen Auswirkungen gerne an unbedeutenden Fronten behübschen wollen.

Die Ankündigung der Helmpflicht passt besonders gut in dieses Schema: Angesichts eines tragischen Todesfalls können Politiker Entschlossenheit und Handlungsbereitschaft demonstrieren - so ein Gesetz ist schnell gemacht. Exekutiert wird es wohl mit derselben augenzwinkernden Nachlässigkeit wie jenes, das die Handybenützung am Lenkrad verbietet. Dabei ist schon klar: Wer vernünftig ist, wird beim Autofahren nicht telefonieren. Wer vernünftig ist, weiß auch, wann es sinnvoll ist, einen Helm zu tragen. Unter Radfahrern setzt er sich langsam durch. Die gouvernantenhaftesten Politiker denken aber auch da schon an eine Helmpflicht. Und die Fußgeher kommen wohl auch noch dran. (Conrad Seidl/ DER STANDATD, Printausgabe, 7. Jänner 2009)