Bild nicht mehr verfügbar.

Nur noch heuer bespielt das Land Burgenland den Haydn-Saal des Schlosses Esterházy. Das Erbe des Komponisten wird aber auch in Zukunft gepflegt werden.

 

 

Foto: APA /SCHLOSS ESTERHAZY MANAGEMENT GESmbH

Bild nicht mehr verfügbar.

Verantwortlich für drei Millionen Objekte: Alfred Weidinger.

 

 

Foto: APA /SCHLOSS ESTERHAZY MANAGEMENT GESmbH

Eisenstadt/Wien - Obwohl er, wie Alfred Weidinger erzählt, viel von Direktor Klaus Albrecht Schröder hatte lernen können: Der Kunsthistoriker und Controller, nebenbei auch Uhrmachermeister und Juwelier, verließ die 2003 wiedereröffnete Albertina im Frühjahr 2007 nicht ungern. Denn Agnes Husslein, die neue Belvedere-Chefin, plante Veränderungen, die ihn reizten: Die Orangerie wurde zum White Cube adaptiert, das Untere Belvedere von Einbauten aus der Nachkriegszeit befreit. Weidinger betreute all die heiklen Projekte, zu denen auch die gegenwärtige Sanierung des 20er-Hauses zählt.

Vizedirektor im Belvedere wird der Spezialist für Oskar Kokoschka und Gustav Klimt aber nur zwei Jahre gewesen sein: Mit 1. März übernimmt Weidinger, geboren 1961 in Schwanenstadt (OÖ), die Leitung der Unternehmenssparte Kultur der Esterházy Betriebe.

Nach einem Dauerstreit um die anstehende Sanierung des Schlosses in Eisenstadt stellte die Esterházy Familien-Privatstiftung im März 2008 das Land Burgenland vor vollendete Tatsachen: Der Vorstand entschied, den bis Ende 2009 laufenden Pachtvertrag nicht zu verlängern. Man will das Schloss nach dem Haydn-Jahr selbst verwalten, erklärte Stiftungsvorstand Ernst Wunderbaldinger. Angepeilt werde auch, die Zahl der Besucher (gegenwärtig 90.000 pro Jahr) zu erhöhen.

Hier nun kommt Weidinger ins Spiel: Er soll die Generalsanierung (geschätzte Kosten rund 75 Millionen Euro) und in der Folge das Ausstellungsprogramm in der Sala Terrena betreuen. Ästhetische Schnitzer wie in der Albertina wird es nicht geben, verspricht er im Gespräch mit dem Standard. Vorbild sei etwa das Palais Liechtenstein in Wien: Direktor Johann Kräftner habe es "exzellent restauriert".

Mit der Sammlung der Liechtensteins vermögen es die Esterházys locker aufzunehmen: Weidinger gerät nachgerade ins Schwärmen, wenn er an deren Kunst- und Kulturschätze denkt. Viele der 250 Räume des Eisenstädter Schlosses seien richtiggehend vollgerammelt mit Objekten. Die Ausstattung der Repräsentationsräume wird daher kein Problem darstellen: Die Möbel sind fast alle vorhanden.

In Weidingers Verantwortung werden aber auch die Sammlungen auf Burg Forchtenstein sein. Diese wurde nie eingenommen - und diente daher den Habsburger-treuen Esterházys als Tresor. Die Schatz- und Wunderkammer - "von Weltrang" - ist die einzige, die sich noch an ihrem originalen Standort befindet. Die Ahnengalerie mit 200 barocken Gemälden, die umfangreiche Bibliotheca Esterházyana und die Waffensammlung zählen zu den größten und wertvollsten in privater Hand. Ein Highlight ist das osmanische Prunkzelt, aber man könne auch ein komplettes Schlachtfeld aus den Türkenkriegen nachstellen, erzählt Weidinger enthusiasmiert.

Insgesamt gibt es drei Millionen Objekte, darunter Automaten, Silbermöbel, der Prunkwagen von Maria Theresia usw.: Weidingers Aufgabe ist es, den Schatz zu inventarisieren und zu präsentieren.

Die Verpflichtung, Erträge zu erwirtschaften, hat er aber nicht: Die Privatstiftung hat sich verpflichtet, die gesamten Erträge aus der Forstwirtschaft, dem Weinbau, der Jagd und dem Immobiliengeschäft in die Kultur zu reinvestieren. "Den Esterházys geht es um Nachhaltigkeit", sagt Weidinger. Haydns Erbe wird daher gepflegt werden. Zum Bereich Kultur gehört aber auch der Römersteinbruch St. Margarethen. Den Skulpturengarten inklusive Atelierhaus will Weidinger dauerhaft erhalten. Karl Prantl dürfte dies freuen. (Thomas Trenkler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.1.2009)