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"The best is yet to come"

Johannes Simon/Getty Images

Wie jedes Jahr waren die Erwartungen auch dieses Mal sehr hoch. Immerhin: 2006 verkündete Apple im Rahmen der Macworld Expo-Keynote den Wechsel von PowerPC- auf Intel-Prozessoren. 2007 stellte man unter dem euphorischem Gejauchze der Besucher das iPhone vor, das innerhalb von nur zwei Jahren den Smartphone-Markt aufrollte. 2008 glänzte man zumindest noch mit dem ultraflachen MacBook Air, auch wenn das Klatschen in den Hallen des Moscone Centers schon vorsichtig leiser wurde.

Aber 2009: Zuerst kündigte man en passant den Abschied von der größten Mac-Messe der Welt an und die letzte Vorstellung werde nicht einmal Steve Jobs selbst halten. Und am "MacDay" hielt Ersatz-Guru Phil Schiller schließlich kein einziges Ass im Ärmel bereit. Ein Update der iLife- und weniger populären iWork-Software, ein überfälliges Redesign des 17-Zoll-MacBook Pros und - so irgendwie "one last thing" - iTunes wird kopierschutzfrei. Und sogar das wusste man bereits im Vorfeld.

Große Erwartungen

Die Besucher zeigten sich im Anschluss an die Veranstaltung unisono enttäuscht. Steve Jobs hatte nicht einmal einen Gastauftritt und der erwartete Knalleffekt blieb aus. "Es gab einige innovative Produkte, aber keine Kassenschlager", sagte etwa Händler Robert Francello gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. In der Tat, mit neuen Ladenräumern vom Schlage eines iPhones oder MacBooks konnte Apple nicht aufwarten. Dabei hatten Branchenkenner zumindest fest mit neuen Modellen der nicht mehr ganz zeitgemäßen MacMini-Serie gerechnet. "Viele Börsianer waren optimistisch und ziehen jetzt ihr Geld ab", so Francello. Die Reaktion an der Börse folgte prompt, die Apple-Aktie gab rund 1,5 Prozent nach.

Trotz der Wirtschaftskrise

Angesichts der beachtlich steigenden Einnahmen (plus 27 im dritten Quartal) und des florierenden Geschäfts mit dem iPhone scheinen die Reaktionen der Anleger vielleicht übertrieben. Doch hatte man vielerorts gehofft, Apple würde mit einem preislich attraktiven Produkt für den Massenmarkt auf die aktuelle Wirtschaftslage eingehen. Anstelle dessen lancierte man ein 2700-Dollar teures MacBook Pro mit 17-Zoll Bildschirmdiagonale, wenngleich günstige Netbooks der 500-Dollar-Preisklasse die Renner des Weihnachtsgeschäfts waren. 

Gezielter Traditionsbruch

Dass Apple sich so sang- und klanglos von der Macworld Expo verabschiedet, könnte allerdings auch mit der Neuausrichtung der Unternehmensstrategie zutun haben. Bekannt ist, dass der Konzern seit geraumer Zeit plant, sich weniger abhängig vom ikonenhaften Firmenboss Steve Jobs zu machen. Jobs soll etwas leiser treten, damit andere Köpfe dem Unternehmen ein zuversichtliches Gesicht verleihen können. Weiters könnte man versucht haben die immer höher geschraubte Erwartungshaltung zu brechen und sich den Druck von den Schultern zu nehmen. Mit einem Fixtermin im Jahr weniger bleibt mehr Freiraum für einen individuellen Produktfahrplan. 

"Das beste kommt noch"

Ob Marketing-Chef Phil Schiller der richtige Ersatz für Jobs ist, darf zumindest nach einer eher nüchternen Präsentation bezweifelt werden - dass Apple die Wirtschaftsflaute schlicht nicht fürchtet ebenso. Vielleicht ist der ultimative Wohnzimmer-Mac für die Masse absichtlich zurückgehalten worden oder dieses Mal einfach nicht rechtzeitig fertig geworden. Ein etwas blumiges Versprechen für die Post-Macworld-Ära (und Post-Jobs-Ära?) hat man jedenfalls abgegeben. Tony Bennet sang zum müden Abschied passend: "The best is yet to come". (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 7.1.2009)