Im bislang schwersten Firmenskandal Indiens hat der viertgrößte IT-Dienstleister des Landes Bilanzbetrug eingeräumt. Der Gründer und Chef von Satyam Computer Services, Ramalinga Raju, trat am Mittwoch zurück und erklärte, er habe den Gewinn des Unternehmens jahrelang aufgebläht. Die Anleger reagierten schockiert: Die Satyam-Aktie stürzte an der indischen Börse um 80 Prozent ab. Der Wert des Unternehmens schmolz damit innerhalb weniger Monate von sieben Milliarden Dollar auf knapp 500 Millionen.
Kunden wie General Electric und Nestle
Satyam ist auf Firmensoftware spezialisiert und erledigt für viele Konzerne Verwaltungsarbeit. Zu seinen Kunden zählen etwa General Electric und Nestle. Erst im vergangenen Monat hatte der Konzern vergeblich versucht, zwei Baufirmen zu kaufen, an denen die Satyam-Gründer selbst beteiligt waren. Zudem schloss die Weltbank - bislang einer von Satyams wichtigsten Kunden - den indischen Software-Anbieter von neuen Aufträgen aus und erhob den Vorwurf der Bestechung.
Finanzprofis sprachen angesichts der Vorgänge bereits von einem indischen Enron-Fall und zogen damit Parallelen zu dem folgenschweren Kollaps des US-Energiehändlers. Sie fürchten, dass die für Indien enorm wichtige IT-Branche unter den Folgen zu leiden haben wird, da viele Kunden Outsourcing-Aufträge überdenken könnten. Das wichtigste indische Börsenbarometer stürzte deshalb um mehr als sieben Prozent ab. (reuters)