Kopetz: Energiesicherheit durch erneu-erbare Wärme-versorgung.

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Ohne lang nachzudenken, rufen jetzt manche angesichts der aktuellen Versorgungskrise nach neuen Gasleitungen. Damit aber wird die Lösung des Problems höchstens um einige Jahre hinausgeschoben und gleichzeitig viel Geld vergraben, ohne zu einem dauerhaften Ergebnis zu kommen. Denn ähnlich wie bei Öl stoßen wir auch bei Gas an die Grenzen der ständigen Produktionsausweitung. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass Gas ein endlicher Rohstoff ist, dessen ausreichende Bereitstellung in Zukunft immer unsicherer wird.

Die richtige Konsequenz kann daher nur lauten: Österreich muss seinen Gasverbrauch in den nächsten zehn Jahren drastisch reduzieren. Das ist auch möglich. Gas sollte in Zukunft schwerpunktmäßig für industrielle Prozesse eingesetzt werden und nicht für die Bereitstellung von Raumwärme. Daher ist es notwendig, in den nächsten Wochen ein großzügiges Programm „Umbau der Wärmeversorgung" aufzustellen, das vorsieht, bis 2020 bis zu einer Million Wohnungen von Öl und Gas auf Fernwärme, Solarthermie und Biomasse umzustellen, in Verbindung mit einer beschleunigten thermischen Sanierung des Althausbestandes.

Die Investitionszuschüsse für die Umstellung müssen deutlich erhöht werden, damit sich jeder Privathaushalt die Kosten der Umstellung leisten kann. Ein Gesetz zur erneuerbaren Wärmeversorgung soll das Förderprogramm ergänzen und auch die gewerblichen Gasnutzer einbeziehen. Zugleich sollte in der Stromerzeugung auf neue Gaskraftwerke verzichtet werden und stattdessen durch ein neues Ökostromgesetz das große Potenzial der erneuerbaren Stromerzeugung in Österreich entwickelt werden.

Mit einer solchen strategischen Antwort wäre Österreich auf die Zukunft viel besser vorbereitet als mit den Versuchen, bei jeder Gaskrise, wie schon vor zwei Jahren, die Nabucco-Pipeline als Problemlösung aus der Tasche zu ziehen. Diese Schimäre wird auch in zwei oder vier Jahren nichts dazu beitragen, auch nur ein Haus in Österreich warm zu halten. Die Vorteile einer solchen Energiewende sprechen daher für sich: Energiesicherheit, Wirtschaftbelebung, Verminderung der C0²-Emissionen und bis zu 100.000 neue Arbeitsplätze. (Heinz Kopetz, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.1.1.2009)