Seit Mai 2008 hat die Gasprom, die mehrheitlich vom russischen Staat kontrolliert wird, mehr als 76 Prozent seines Marktwertes eingebüßt. Auch den Liquiditätsengpass bekommt das Unternehmen jetzt spüren.

Während das Großmachtstreben des Kreml, der Gasprom zum größten Unternehmen der Welt ausbauen wollte, vor der Krise großteils mit Krediten finanziert wurde, muss Gasprom jetzt schauen, wie es seine Auslandsschulden von 50 Milliarden US-Dollar wieder abbaut. Das Unternehmen hat bereits einen Hilfskredit der russischen Regierung beantragt, um seine Verbindlichkeiten zu bezahlen.

Zum Gasprom-Imperium gehören Fernsehsender, Fluglinien, Hotels, sowie eine Bank.Investitionen in diese Bereiche, die nicht zum Kerngeschäft gehören, hätte man besser für die Modernisierung der Anlagen und die Erschließung neuer Gasquellen verwendet, sagen Kritiker. Denn schon jetzt reichen die Kapazitäten von Gasprom kaum aus, um den Exportverpflichtungen nachzukommen.

Gasprom produziert jährlich rund 610 Milliarden Kubikmeter Erdgas und kauft zusätzlich rund 50 Milliarden Kubikmeter aus Zentralasien ein. Das Gas, das vor allem aus Turkmenistan kommt, verkauft Gasprom an die Ukraine weiter. 2006 zahlte der russische Gasriese für das zentralasiatische Gas noch 70 USD-Dollar pro 1000 Kubikmeter. 2008 stieg der Preis auf 150 Dollar. Dieser Preis hat sich am 1. Jänner 2009 verdoppelt. "Damit hat sich das billige Gas, das den Ukraine-Rabatt möglich machte, in Luft aufgelöst", sagt Chris Weafer von der Investmentbank Uralsib. (Verena Diethelm aus Moskau, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 8.1.2008)