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"American Gigolo" am 8. Jänner, 21 Uhr auf Arte.

Foto: Archiv

Mancher Aufstieg muss auch in Hollywood hart erarbeitet werden. 1990 beispielsweise durfte ein längst als leading man etablierter Richard Gere auf der Leinwand seine Pretty Woman erlösen, auf dass sie ihren Lebensunterhalt nicht länger als Prostituierte bestreiten musste.

Zehn Jahre zuvor war Gere selbst noch in einem anderen Film als käuflicher Liebhaber erfolgreich gewesen: In Paul Schraders dritter Regiearbeit American Gigolo (platt deutsch: Ein Mann für gewisse Stunden), 1980 veröffentlicht, mit einem Soundtrack von Giorgio Moroder und produziert von einem gewissen Jerry Bruckheimer, spielte Gere einen jungen Mann namens Julian Kaye. Mit Fönwelle und wiegendem Gang, wie ein Nachhall von John Travoltas Discoheld Tony Manero. Nur dass die mit Sorgfalt zusammengestellten Outfits nicht mehr aus Polyester und aus Brooklyn waren, sondern aus feinstem Tuch und von Giorgio Armani.

Der Film, der in Los Angeles spielt, schwelgt nicht nur in dieser Hinsicht in der Betrachtung von Oberflächen (achten Sie auf den Einsatz von Smokey Robinsons "The love I saw in you is just a mirage"!). Rund um die ambivalente Heldenfigur und deren langsame Verstrickung in eine mörderische Intrige entwirft Schrader ein Sittenbild.

Die kalifornische Sonne strahlt über moderner Architektur. Deren Fronten sind zwar oft durchsichtig, aber genauso hart und undurchlässig wie soziale Hierarchien. Es geht um geschäftliche Transaktionen, alles ist käuflich. Der ganze Film ist eine wunderschön anzusehende, bittere Lektion in Berechnung und Fehlkalkulation.Zu sehen am 8. Jänner auf Arte, 21.00 Uhr. (Isabella Reicher, DER STANDARD; Printausgabe, 8.1.2009)