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Je mehr ÖBB-Railjets auf Schiene sind, desto weniger Speisewagen sind unterwegs. Das spart Kosten für teureres Essen im Railjet

Foto: APA/ Urban

Wien - Das Essen im neuen ÖBB-Schnellzug Railjet hinterlässt bei den Eisenbahnern einen bitteren Nachgeschmack. Der Grund: Es kommt der hochverschuldeten und speziell mit ihrem Teilkonzern Personenverkehr operativ an den roten Zahlen schrammenden Staatsbahn deutlich teurer als herkömmliche Speisewagenservices.

Laut Standard-Recherchen kostet die Railjet-Bewirtschaftung durch Express Restaurant & Catering/Meinl am Graben im Zeitraum Dezember 2008 bis Ende 2012 insgesamt 63 Millionen Euro, also vier Jahre lang im Schnitt 15,75 Millionen Euro pro Jahr.

Vertrag läuft bis Ende 2011

Der 2007 von (dem mittlerweile vorzeitig verabschiedeten) Personenverkehr-Vorstandsdirektor Stefan Wehinger abgeschlossene Vertrag läuft laut Angaben aus dem Aufsichtsrat bis Ende 2011, es gibt jedoch eine Option auf Verlängerung um ein Jahr, die in den Gesamtkosten von 63 Millionen Euro bereits inkludiert ist.

Zum Vergleich: Die Bewirtschaftung aller anderen ÖBB-Schnellzüge kostete laut dem Vorläufervertrag mit E-Express für den Zeitraum 2007 bis 2013 insgesamt rund 24 Millionen Euro, also rund vier Millionen Euro pro Jahr.

Subventioniertes Service

Zusammen belaufen sich die Kosten für das Essen in allen ÖBB-Zügen über die Gesamtlaufzeit also auf schlanke 87 Mio. Euro, monieren ÖBB-Aufsichtsratsmitglieder, die die ÖBB in unselige Zeiten zurückversetzt sehen, in der die Verkostung der Fernverkehrsfahrgäste massiv subventioniert werden musste - und die Services von der fahrenden Kundschaft trotzdem massiv kritisiert worden waren. Diese Praxis wurde Ende der 1990er-Jahre vom ehemaligen ÖBB-Generaldirektor Helmut Draxler abgestellt.
In der ÖBB relativiert man diese Kritik ebenso wie die im Aufsichtsrat seinerzeit vorgelegten Zahlen. Es sei gelungen, die Brutto-Gesamtkosten für die Bewirtschaftung aller ÖBB-Züge in der Periode 2007 bis 2012 auf 78,12 Millionen Euro zu senken.

Davon würden 56 Millionen Euro auf den Railjet entfallen, der Rest, also 22,12 Millionen Euro, auf den klassischen Speisewagen und mobile Bord-Services, also Wagerl, mit denen Löskaffee, Getränke, Weckerl und Süßigkeiten verkauft werden.

Viele Gäste, viel Geld

Überhaupt könne man die Bewirtschaftungskosten so nicht rechnen, argumentiert man bei der ÖBB. Denn mit den Preisaufschlägen für First- und Premium-Class-Tickets (Premium-Gäste zahlen einen zwanzigprozentigen Aufschlag zum Erste-Klasse-Ticketpreis, der wiederum um 30 Prozent über der zweiten Klasse liegt, Anm.) würde man Mehreinnahmen in Höhe von 32,06 Millionen Euro lukrieren, mit denen die Kosten für die Railjet-Bewirtschaftung deutlich gedrückt würden. Hinzu kämen Umsatzprovisionen im Volumen von 1,8 Millionen Euro. Die bekomme die ÖBB von E-Express / Meinl am Graben, wenn der Railjet das vertraglich angestrebte Gesamtvolumen von 78 Millionen einfährt. Zusammen mit 15 Millionen Euro an Einsparungen bei Logistik und Personal würden sich die Nettokosten der Railjet-Bewirtschaftung auf 28,9 Millionen Euro reduzieren, das sind 4,81 Mio. Euro pro Jahr, rechnet ein ÖBB-Sprecher vor.

Und: Railjet und mobile Bord-Services kämen unglaublich gut an. Allein in drei Dezember-Wochen seien die Umsätze gegenüber 2007 um 41 Prozent gestiegen. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD Printausgabe 8.1.2009)