Bild nicht mehr verfügbar.


Am Beginn war die Faszination des Rhythmus, dann kam ein einmaliges Talent hinzu, Menschen mitzureißen und musikalische Dynamik zu entfachen: Sir Simon Rattle in flinker Aktion.

 

 

Foto: APA/EPA/Urs Flueeler

Jedes Lied birgt eine ganze Oper: Magdalena Kozená.

 

 

Foto: Mozarteum

Die Erfahrung der Welt als klingendes Etwas: Was für die einen vor allem der alltäglichen Orientierung und Kommunikation dient, übt für andere schon von Kindesbeinen an eine schier unwiderstehliche Faszination aus. So hat Magdalena Kozená einmal erzählt, dass sie schon als kleines Kind sämtliche Klänge und Geräusche aus dem Fernsehen und dem Radio nachgemacht habe.

Und nachdem sie im Kindergarten fasziniert zugehört habe, wenn jemand Klavier spielte, habe die zukünftige gefeierte Mezzosopranistin aus Brno dann zu Hause auf einem schwarz-weißen Heizkörper "Klavier" gespielt. Kozená: "Ich war damals schon verrückt nach Musik."

Ein ähnliches Gefühl mag auch Simon Rattle nicht fremd gewesen sein. Verbürgt ist jedenfalls, dass sich der britische Dirigent bereits als Jugendlicher als Pädagoge betätigte. In seiner Heimatstadt Liverpool gab er in einer Blindenschule Musikunterricht, wobei er es nach eigenen Angaben besonders gerne mochte, mit Schlagzeuginstrumenten zu arbeiten.

Dieses pädagogische Anliegen sollte Rattle auch erhalten bleiben, als sich seine Karriere längst in die höchsten Gefilde des Musikbetriebs entwickelt hatte. Das dokumentiert der Film Rhythm Is It, in dem Strawinskys Sacre mit 250 Kindern und Jugendlichen einstudiert wurde.

Die Wichtigkeit des Rhythmus hat Rattle immer betont; dass er vom Schlagzeug herkommt, hat wohl auch seinen Dirigierstil geprägt, wie er selbst einmal dem Standard sagte: "Die Leichtigkeit des Instruments hat mir persönlich die Möglichkeit gegeben, einen Überblick über die Gesamtstrukturen der Musik zu bekommen."

Etliche Gemeinschaftsprojekte

Es mag mit diesen Wurzeln Rattles zusammenhängen, dass sich Körperlichkeit, Dynamik und Energie dieses Dirigenten mit Leichtigkeit auf die Musiker übertragen - und wie von selbst auch auf das Publikum, sodass es eine typische Erfahrung mit Rattle als Dirigenten bildet, im Konzert elektrisiert zu sein, ohne danach noch so recht zu wissen, wie einem geschehen ist.

Inzwischen sind der multimediale Musikvermittler Rattle, dessen Repertoire von Alter Musik bis zur Moderne reicht, und die als Spezialis- tin für Alte Musik und Klassik geltende Kozená seit 2004 ein Paar und haben ihre Erfahrungen bereits in einigen Projekten gebündelt.

Etliche gemeinsame Produktionen entstanden vor und während ihrer auch privaten Partnerschaft, etwa der Idomeneo in Peter Sellars' Glyndebourne-Inszenierung, ebenfalls Idomeneo sowie Così fan tutte bei den Salzburger Osterfestspielen, Konzerte mit den Berlinern Philharmonikern, deren Chefdirigent Rattle seit 2002 ist.

Geübt in Mozart und Mahler

Das erste gemeinsame Album der beiden Künstler war dann im Mozart-Jahr 2006 ein Arien-CD-Projekt, dem nun bei der Mozartwoche Salzburg mit den Wiener Philharmonikern eine nicht nur philologisch interessante Gegenüberstellung von Susannas Rosenarie aus dem Figaro mit zwei anderen Versionen folgt. Wobei Kozená wohl auch hier ihrem künstlerischen Credo folgen wird, nach dem jedes Lied an sich bereits eine Miniaturoper bilde.

Ist Mozart für die beiden also gleichsam ureigenstes gemeinsames Arbeitsgebiet, so haben sie sich auch schon Werke von Gustav Mahler, der in diesem Konzert neben Joseph Haydn ebenfalls auf dem Programm steht, zusammen erarbeitet. Sowohl Mahlers 2. Symphonie haben sie schon mehrfach gemeinsam interpretiert als auch bereits einen gemeinsamen Blick in die Rückert-Lieder, der nun ebenso in Salzburg ansteht, unternommen.

Ob gemeinsame private Erfahrungen für gemeinsame Interpretationen hilfreich sein mögen, muss dahingestellt bleiben. Zumal beide Künstler nicht allzu viel Privates in die Presse tragen möchten. Bemerkungen wie jene, dass Kozená den beiden Kindern vor dem Einschlafen schon ganze Liederabende vorgesungen hat, müssen der neugierigen Öffentlichkeit in diesem Fall genügen. Rattle versteht es mit seiner augenzwinkernd-ironischen Art fast noch ein wenig professioneller, Fragen nach Privatem auszuweichen.

So sagte er etwa seinem Biografen Nicholas Kenyon einmal über seine Lebensgefährtin: "Die Person, die da singt, ist absolut nicht die Person, mit der ich zusammenlebe." (Daniel Ender / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.1.2009)