Ljubisa Tosic erfragte Details.
Standard: Wenn Sie das Konzept der Mozartwoche beschreiben müssten, was wäre wesentlich?
Pauly: Das Grundkonzept markieren zwei Aspekte. Zum einen soll das gefördert werden, was die Mozartwoche weltweit einzigartig macht, nämlich die Möglichkeit, die ganze Bandbreite der Mozartinterpretation zu erleben. Bei keinem anderen Festival der Welt kann man Dirigenten wie Nikolaus Harnoncourt, René Jacobs oder Marc Minkowski parallel mit ihren Mozartinterpretationen erleben, ebenso wie Simon Rattle, Seiji Ozawa oder Ivor Bolton. Vielfalt bieten auch Pianisten wie Uchida, Schiff oder Barenboim. In den Konzerten kann man spüren, wie schwierig dieser Komponist zu fassen ist und wie individuell die Wege zu ihm sein können. Dieses Kernkonzept kann man entfalten, was ich in zwei Richtungen getan habe: erstens durch die Begegnung mit Haydn und zweitens im Bereich der Moderne, vertreten durch Boulez und Matthias Pintscher.
Standard: Zeitgenössische Musik soll in der Mozartwoche ein selbstverständlicher Bestandteil sein?
Pauly: Ja, aus der Erfahrung heraus, dass man Mozart sehr viel aufmerksamer, klarer und verändert hören kann, wenn dessen Klangsprache ganz anderen Klangsprachen begegnet. Das ist die Idee. Ein Beispiel dafür wird die Begegnung von Mozarts Klarinettenkonzert und dem Klarinettenkonzert von Elliot Carter sein. Oder die Begegnung von Mozart und Schönberg in dem Konzert mit Barenboim.
Standard: Wie schwer ist es, auf das Festival hin konzipierte Projekte zu entwickeln. Muss man sich an Tourneen anhängen, die so laufen?
Pauly: Nein, nur in Ausnahmefällen passiert das, die besten Projekte entstehen im direkten Gespräch. Für das Programm mit Daniel Barenboim haben wir uns mehrmals getroffen. Oder auch die Programmstrecke mit Mitsuko Uchida, unser "Artist in Residence" dieses Jahr - auch da sind die Dinge nicht auf dem Papier entstanden, sondern in Gesprächen. Wir haben überlegt, wie wir die Konzerte ausweiten könnten, auch in Richtung Workshop, der nicht eine "Masterclass" sein soll. Aus Gesprächen mit Ivor Bolton ist eine große Mozart-Haydn-Strecke auch unter Einbeziehung des Hagen-Quartetts entstanden. Es geht also nicht einfach ums "Buchen" von Konzerten und Künstlern.
Standard: Die Mozartwoche ist sehr prominent besetzt, das ist sicher eine finanzielle Herausforderung?
Pauly: Was die Finanzen angeht, kämpfen wir natürlich sehr. Wir sind massiv auf die Unterstützung von Sponsoren angewiesen. Die Stiftung Mozarteum ist ein Drei-Sparten-Betrieb, und wir subventionieren unsere Konzerte mit den Einnahmen bzw. den Gewinnen aus den Museen. Und unsere wissenschaftliche Arbeit wird von einem US-Partner, dem Packard Humanities Institute, zu großen Teilen finanziert. Das alles würde sich aber nicht ausgehen, wenn wir nicht Unternehmen wie die UBS als Sponsoren hätten und nicht auch großzügige Unterstützung von Privatpersonen, die unsere Arbeit schätzen, erhalten würden.
Standard: Die UBS ist sozusagen der Generalsponsor?
Pauly: Für die ganze Stiftung, genau, und dies seit Februar 2008. Und jetzt, 2009, sind sie erstmals auch in der Mozartwoche präsent.
Standard: Die von vielen erwartete Wirtschaftskrise - beschäftigt Sie die irgendwie, vom Publikum her? Zum Beispiel, dass weniger Leute kommen könnten?
Pauly: Also, die Mozartwoche 2009 ist sehr gut verkauft. Da freuen wir uns über den Vorverkauf sehr. Allerdings muss man hier natürlich sehen, dass die Vorverkäufe getätigt wurden, bevor die Krise sich durchgesetzt hat. Wie das in der Zukunft sein wird, weiß niemand. Ich denke, wo es für die Stiftung schwer werden kann, ist vor allem im Bereich der Museen, weil wir dort natürlich die höchsten Einnahmen haben, da aber auch 1:1 von Reisekonjunktur und der Entwicklung des Tourismus abhängen und auch überhaupt keine Möglichkeit haben, das zu beeinflussen. Das werden wir sehr aufmerksam beobachten, was hier passiert.
Standard: Wie entwickeln sich die Gagen, stetig hinauf?
Pauly: Natürlich gibt es so etwas wie Gagenentwicklung, aber wir können immer nur darauf hinweisen, dass wir unsere Eintrittspreise seit vielen Jahren nicht erhöht haben. Dementsprechend haben wir auch keine Möglichkeit, Entwicklungen, die vielleicht woanders möglich sind, mitzumachen. Das ist bei uns einfach eine besondere Situation. Und das verstehen die Künstler. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.1.2009)