Frankfurt/Main - Alzheimer-Patienten sollten nach Einschätzung von Experten möglichst nicht mit Antipsychotika behandelt werden, denn diese Medikamente verdoppeln die Sterblichkeit der Demenzkranken langfristig nahezu.

Schon seit langem verfolgen Gesundheitsbehörden mit Unbehagen, dass verwirrte Alzheimer-Patienten häufig mit den auch als Neuroleptika bezeichneten Mitteln ruhiggestellt werden. In vielen europäischen und amerikanischen Pflegeheimen bekommen Studien zufolge 30 bis 60 Prozent der Bewohner solche Präparate. Vor einem damit verbundenen erhöhten Sterberisiko hatten erst kürzlich die europäischen und amerikanischen Zulassungsbehörden ausdrücklich gewarnt.

Erhöhte Mortalität

Dass die hohe Mortalität langfristig weiter steigt, zeigt nun das Ergebnis der ersten Langzeituntersuchung, in der 128 Patienten ein Jahr lang entweder ein Antipsychotikum oder ein Scheinpräparat einnahmen. Im Vergleich zum Placebo erhöhten die Medikamente die Sterblichkeit in den ersten zwölf Monaten um fast ein Drittel und im zweiten und dritten Jahr um fast das Doppelte.

Untersuchungsleiter Clive Ballard vom Londoner King's College betont, Ärzte sollten Antipsychotika möglichst durch andere Therapien wie etwa psychologische Ansätze oder bestimmte Antidepressiva ersetzen. Die Gabe der Mittel sei nur bei schweren neuropsychiatrischen Störungen, vor allem Aggressionen, sinnvoll, so sie sich nicht anders behandeln ließen. (APA/AP)