"Highdi's Almdröhner" fand sich auch auf der Verbotsliste des Gesundheitsministerium. Laut "Gabriel" zu Unrecht: Die Kräutermischung enthalte lediglich "Blumen aus Omas Blumenbeet"

Cannabis solle legal konsumiert werden dürfen, allerdings nur von Erwachsenen: Das sagt Gabriel, der einige "Spice"-ähnliche Räuchermischungen entwickelt hat und anonym bleiben will, im derStandard.at-Interview. Er selbst rauche "zwischen zehn und fünfzehn" Joints am Tag, von harten Drogen wie Kokain rät er jedoch ab. Die Fragen stellte Maria Sterkl.

derStandard.at: Die Droge "Spice" darf in Österreich nicht mehr verkauft werden. Gut so?

Gabriel: Jeder Mensch sollte selbst darüber entscheiden können, ob er berauschende Mittel wie Spice oder Cannabis zu sich nimmt. Bei Alkohol, Kaffee und Nikotin überlässt man dem Menschen ja auch den Konsum in Eigentverantwortung. Ich bin für die Legalisierung von Soft-Drogen.

derStandard.at: Sie sind Erfinder von Kräutermischungen wie "Highdis Almdröhner" und "Spice Egypt". Was unterscheidet diese Produkte von "Spice"?

Gabriel: Ich verwende nur reine Naturprodukte – keine chemischen Zusätze und synthetischen Cannabioide, sondern raffinierte Mischungen aus legalen Kräutern, Gewürzen und Trockenblumen. Deshalb verstehe ich auch nicht, dass mein Spice-Egypt und Highdi's Almdröhner in Österreich temporär verboten wurden. Sie bestehen aus Zutaten wie Löwenohr und Blauer Lotusblume – sozusagen Blumen aus Omas Blumenbeet und Kräuter, die bei den ägyptischen "Göttern" als Grabbeigabe gefunden worden sind. Sie werden in der ganzen Welt als legale Cannabisalternativen konsumiert.

derStandard.at: Wie viele Joints rauchen Sie pro Tag?

Gabriel: Zwischen 10 und 15. Ich rauche etwa 1,3 Gramm gutes Gras am Tag.

derStandard.at: Welche Drogen haben Sie schon ausprobiert?

Gabriel: Ich bin 45 Jahre alt und habe mit 15 angefangen zu kiffen. Da ich in Holland lebe, habe ich freien Zugang zu Cannabis und sehr vielen anderen Drogen. Dauerhaft nehme ich Cannabis und GABA zu mir, habe aber in meinem Leben auch Erfahrung mit Pilzen, Kakteen, LSA und auch mit den Major-Drugs Kokain, Heroin, Ecstasy und Crack gemacht. Von letzteren kann ich nur jedem raten, die Finger zu lassen, denn wenn man nicht einen wirklich starken Geist hat und erfahrener Psychonaut ist, wird man von den Major-Drugs sofort abhängig.

derStandard.at: Sollte Cannabis legalisiert werden?

Gabriel: Hundertprozentig ja! Ich lebe seit vielen Jahren in den Niederlanden, einer Welt, wo es Cannabis einfach im Laden ab 18 frei zu kaufen gibt. Dieses Land funktioniert genauso gut wie die Prohibitionsländer. Es spricht einfach nichts dagegen.

derStandard.at: Welche Drogen sollten verboten werden?

Gabriel: Die harten , wie Heroin und Kokain.

derStandard.at: Kann es sein, dass Sie mit Ihren Produkten Jugendliche zum Drogenkonsum animieren?

Gabriel: Unsere Jugend ist bereits auf der viel härteren Droge Alkohol, sie raucht und konsumiert Cola, Kaffee und Red Bull ohne jegliche Altersbeschränkung. Wen sollte ich denn mit meinem leichten Feuerkraut noch animieren?

derStandard.at: Sollten Heranwachsende vor Drogen geschützt werden?

Gabriel: Auf jeden Fall. Drogen, auch Feuerkräuter, sollten nur an Erwachsene verkauft werden. Alle meine Produkte tragen den Hinweis "Erst ab 18" als freiwillige Selbstkontrolle.

derStandard.at: Wie wollen Sie im Internetverkauf sicherstellen, dass die Rauchwaren nicht in die Hände von Minderjährigen geraten?

Gabriel: Sicherstellen kann so etwas nicht einmal der Gesetzgeber. Das Internet macht jedem, der davor sitzt, alles frei zugänglich: Gewalt, Drogen, Waffen, Pornos, Perverses und vieles mehr. Es liegt in der Aufsichtspflicht der Eltern und des Gesetzgebers, so etwas wie das Internet nicht für Kinder zugänglich zu machen.

derStandard.at: Können Sie ausschließen, dass Menschen von Ihren Produkten psychisch abhängig werden oder gar Psychosen entwickeln?

Gabriel: Nein, das kann ich nicht ausschliessen. Aber jeder weiß, dass Drogen ungesund sind und süchtig machen. Die Leute, die sich in den 60er-Jahren Drogen reingezogen haben, um die Welt etwas verrückter zu machen, bekommen heute von ihren Ärzten Valium, damit die Welt wieder ein bisschen normaler wird. Neunzig Prozent der Weltbevölkerung sind von irgendwelchen legalen oder illegalen Drogen mehr oder weniger abhängig. Darauf habe ich mit meinem kleinen Partyspaß in Tütchen sicher so gut wie gar keinen Einfluss.

derStandard.at: Sie haben dem österreichischen Gesundheitsminister ein Päckchen "Highdis Almdröhner" zugesandt – quasi als Antwort auf das Spice-Verbot. Wie hat es ihm gefallen?

Gabriel: Ich habe leider noch keine Antwort erhalten. Da sich darin jedoch nur legale Kräuter befinden, rechne ich fest mit der Rücknahme des Verbotes.

derStandard.at: PolitikerInnen sind jobbedingt des Öfteren angehalten, Alkohol zu konsumieren. Angenommen, sie würden aufs Kiffen umsteigen: Was würde das an unserer politischen Situation verändern?

Gabriel: Die Politiker würden mehr über ihre Entscheidungen reflektieren. Cannabis ist eine Droge der Denker. Es kann, richtig angewendet, die Lebensqualität steigern. So wie es der Alkohol ja auch macht.

derStandard.at: Wer Cannabis in Übermaßen konsumiert, gerät in Gefahr, sich von der Umwelt zu isolieren, sich schrittweise ins soziale Out zu bringen. Sollte man dieses Risiko nicht stärker thematisieren?

Gabriel: Höchstens in den Prohibitionsländern. Bei uns in Holland haben die Kiffer ihren Drogenkonsum "salonfähig" gemacht. Wenn eine Droge von der Mainstream-Gesellschaft akzeptiert ist, braucht sich keiner mehr abzukapseln, nur, weil er Konsument ist. Drogensüchtige isolieren sich meistens nur, weil sie erstens Angst vor der Strafverfolgung haben, und zweitens, weil sie von ihrer Umwelt nicht akzeptiert werden.

derStandard.at: Wie viel verkaufen Sie pro Jahr? Wie viel verdienen Sie damit?

Gabriel: Die genauen Zahlen bleiben Betriebsgeheimnis – aber die Gewinne pro Tütchen, die wirklich in meiner Tasche bleiben, halten sich im Centbereich. Ich mache das eigentlich mehr, um den Leuten eine legale Cannabisalternative zu geben, und als Promotion für meine Cannabis-Community im Internet.

derStandard.at: Wie lange haben Sie die Substanzen ausprobiert, bis die richtige Mischung Ihrer Produkte zustande kam?

Gabriel: Meine erste Mischung war das Produkt Kiffer. An diesem habe ich etwa 1,5 Jahre geforscht. Dabei habe ich mein Wissen in der Kräuterkunde erweitert, sodass die Folgemischungen fünf bis sechs Monate Entwicklungszeit brauchten. Als langjähriger Cannabiskonsument sehe ich mich selbst als die perfekte Versuchsperson. Wenn es mir gelingt, mit meinen Kräutermischungen die Finger vom Cannabis zu lassen, gelingt es anderen bestimmt auch. (derStandard.at, 11.1.2009)