Wien - Ikea zieht den Groll der Gewerkschaft auf sich. Im Visier der Sozialpartner ist zum einen die anhaltende Forderung der Möbelkette nach der Sonntagsöffnung. Zum anderen sieht die Gewerkschaft die Mitarbeiter angesichts florierender Gewinne zu mickrig entlohnt. Jetzt herrscht unter den Kontrahenten dicke Luft - Ikea hat den seit gut einem Jahr geführten Dialog rund um bessere Arbeitsbedingungen beendet, erfuhr der STANDARD.
Ikea gebe sich nach außen hin als arbeitnehmerfreundlich und baue sein Image darauf auf. "Sieht man aber genauer hin, dann bleibt davon nichts übrig", klagt Karl Proyer von der Gewerkschaft der Privatangestellten.

"Der Lack ist ab." Verstöße gegen das Arbeitsrecht seien bei den Schweden nicht beobachtet worden. Faire Bezahlung für die in Österreich 2450 Beschäftigten orte er dennoch nicht. Ikea bewege sich bei der Entlohnung im untersten Bereich des Einzelhandels.

Es gebe „keinen Cent mehr" als das im Kollektivvertrag vereinbarte Mindestgehalt vorsehe. Das bei Gewinnen, die deutlich über dem Branchenschnitt liegen, sagt Proyer weiter. Er vermute, dass die Gehälter nach unten hin abgestuft würden. Einen Betriebsrat gebe es nur bei zwei der sieben Standorte.

Die Gewerkschaft wollte bei Ikea um Mitglieder werben und nutzte die Partnerschaft, um an die Privatadressen der Mitarbeiter zu gelangen, sagt Ikea-Personalchefin Zuzana Poláková. "Wir wollen kooperieren, aber nicht unter diesen Bedingungen." Ihr Konzern halte sich an den KV, Mehrleistung und Kompetenz würden sehr wohl abgegolten. Es sei halt wie bei McDonald's, urteilt ein Marktkenner. Hinter der Theke lasse sich wenig verdienen, wer aber mehr wolle und leiste, komme schnell nach oben.

Was die fehlenden Betriebsräte betrifft, so müsse die Initiative von den Mitarbeitern ausgehen, meint Poláková. Ikea pflege generell eine offene Atmosphäre, die keine Vermittler brauche. "Der übliche Stehsatz", seufzt ein Gewerkschafter.

Klar ist, dass Ikea in Österreich seit Jahren blendend verdient. Ein Umsatz von 100 Euro bedeute 3,60 Euro Gewinn für die Kette, rechnen die Arbeitnehmervertreter vor. Die Branche geht von deutlich höheren Erträgen der Schweden aus, die Gewinnmarge soll zuletzt bei sieben bis acht Prozent gelegen sein. Allein 2006/2007 hat Ikea Österreich eine Dividende von 33,5 Mio. Euro an die Konzernmutter ausgeschüttet. Üblich sind im Einrichtungshandel Margen von einem Prozent.

"Wir investieren das Geld, das wir verdienen", sagt Poláková. Eine neue Filiale habe 250 zusätzliche Jobs, die längere Ladenöffnung 100 Arbeitsplätze gebracht. Und ein offener Sonntag könnte in Österreich für 300 zusätzliche Mitarbeiter sorgen. Den bestehenden Beschäftigten soll die Sieben-Tage-Woche jedoch weniger schmecken. 92 Prozent der Ikea-Mitarbeiter lehnen Sonntagsarbeit ab, zeigt eine Umfrage der Gewerkschaft. Poláková: "Für Filialen im Ausland, in denen wir sonntags offenhalten, finden sich immer genug Mitarbeiter." (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.1.1.2009)