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Dauerbrenner am Bett: Sigi Grabner.

Foto: APA/Leodolter

 

Murau/Wien - Sigi Grabner, der Zerrissene. Das hat es vor einem Jahr gespielt. Es war kein guter Winter für Grabner, es war sein erster Winter ohne großen Rennsieg. Die Erfolglosigkeit kam nicht von ungefähr. "Ich habe die hundert Prozent Energie, die mir zur Verfügung stehen, auf zu viele Bereiche aufgeteilt. Da sind mir beim Rennfahren die entscheidenden zwei, drei Prozent abgegangen." Insofern hat seine 14. Saison im Snowboard-Rennsport einen Tief- und gleichzeitig den Wendepunkt bedeutet. Vor der 15. Saison hat sich der 35-Jährige wieder voll aufs Racen konzentriert, und siehe da, er gewann zunächst den Slalom (PSL) in Arosa und dann, am Dienstag, den Riesenslalom (PGS) in Murau. Es waren seine ersten Erfolge nach mehr als zweijähriger Pause.

Sigi Grabner, der Geschäftsmann. Das ist das zweite Standbein. Seit mehr als drei Jahren läuft Grabners Firma (SG Snowboards) nebenher. Im vergangenen Winter, sagt er, habe er sich zu viel um die Entwicklung neuer Bretter gekümmert, das habe Substanz gekostet. Stolz ist er allemal auf die Boards, von denen circa tausend pro Jahr vertrieben werden. Davon bleiben nur knapp zehn Prozent in Österreich, der Großteil geht nach Japan, Korea, Russland. "Gute Qualität zu einem leistbaren Preis" will Grabner bieten, der leistbare Preis beginnt bei etwa 500 Euro. Die Boards werden in Fürnitz bei Villach hergestellt, die Nähe ist Grabner wichtig. Er wuchs auf der Turracher Höhe auf dem höchsten Bergbauernhof Kärntens (1650 m) auf, legte auf dem Schulweg täglich zu Fuß 700 Höhenmeter hin und retour zurück, das hat der Grundausdauer nicht geschadet.

Sigi Grabner, der Teamchef. Das hat mit dem Geschäftsmann zu tun, er stellt gute Boarder auf seine Boards, auf dass mit Erfolgen der Wert der Marke steigt. Das SG-Proteam versammelt zwanzig Boarderinnen und Boarder aus diversen Nationen, Rennfahrer wie Freestyler. Grabner selbst, der auch im Parallel-Weltcup führt, ist klarerweise die Nummer eins, doch auch andere haben sich etabliert, etwa der Italiener Roland Fischnaller, derzeit auf Rang drei. Grabner: "Die Rennläufer entwickeln die Bretter weiter. Es wird getestet, es gibt ständiges Feedback."

Sigi Grabner, der Rennfahrer. Das hat jetzt wieder höchste Priorität. Der Kärntner, der im Sommer in Andorra lebt und trainiert, führt im Gesamtweltcup. Am Wochenende gibt er sich, freilich nur als Zuschauer, den Crossbewerb in Bad Gastein, dann geht's zur WM (ab 17. Jänner) nach Sungwoo in Südkorea. Grabner sagt, er sei kein Freund großer Ansagen. Er war, als sich die Snowboarder in der ISF noch selbst organisierten, mehrmals Vizeweltmeister und wurde, nachdem sich die Snowboarder unter die Ägide der FIS begeben hatten, Weltmeister (2003). "Keiner will von der WM mit leeren Händen zurückkommen. Ich natürlich auch nicht."
Die Faktoren und das Ziel

Es fällt auf, dass im Snowboarden derzeit die Routiniers dominieren. Grabners weibliches Pendant ist die 30-jährige Salzburgerin Doris Günther, ebenfalls im Murauer PGS erfolgreich und im Weltcup führend. "Das Alter", sagt Grabner, "spielt im Snowboarden keine so große Rolle. Selbstvertrauen, Technik und Gefühl sind wichtigere Faktoren." In etwas mehr als einem Jahr steigen Olympische Spiele. Gold in Vancouver wäre ein Traum für den Favoriten, der zweimal leer ausgegangen war, ehe in Turin 2006 eine Bronzemedaille herauskam. Möglich, dass er dann noch ein Jahr anhängt. Sigi Grabner, der Dauerbrenner. (Fritz Neumann; DER STANDARD Printausgabe 9. Jänner 2009)