25 Jahre nach den Auseinandersetzungen um das Donaukraftwerk Hainburg - sie gipfelten in einer Besetzung des Auwaldes durch tausende Umweltschützer - schwappt das Thema Wasserkraftausbau wieder hoch. Auslöser ist einerseits die im Dezember eingegangene Verpflichtung gegenüber der EU, den Anteil erneuerbarer Energien bis 2020 auf 34 Prozent zu erhöhen - und andererseits die aktuelle Gasknappheit.

Gerhard Heilingbrunner, der 1984 Organisator der Au-Besetzung war und heute Präsident des Umweltdachverbandes (UWD) ist, warnt davor, die Gasversorgung zum Vorwand dafür zu nehmen, Wasserkraft-Projekte durchzupeitschen: "Erstens haben wir zurzeit eine Gas- und keine Stromkrise. Zweitens kann die Wasserkraft gerade im Winter, wo die Flüsse eine geringe Wasserführung haben, nur bedingt für die Stromerzeugung herangezogen werden. Im Moment ist wohl nur 20 Prozent des in Österreich verbrauchten Stroms aus Wasserkraft."

Dennoch sieht Heilingbrunner im Gespräch mit dem Standard einen "Generalangriff auf die letzten Flusslandschaften". Schon jetzt sind etwa 70 Prozent des ausbauwürdigen Wasserkraftpotenzials verbaut. Bleiben nach Berechnung des UWD rund 13.000 Gigawattstunden, die man aus Bächen und Flüssen noch herausholen könnte.

Aber davon steht die Hälfte bis zwei Drittel unter gesetzlichem Schutz - das betrifft unter anderem die seinerzeit verworfenen Projekte Hainburg, Dorfertal und Reichraminger Hintergebirge, die allesamt in Nationalparkgebieten liegen. Weitere Landschaften unterliegen einem EU-rechtlichen Schutz, seriöserweise könnten sie in die Diskussion nicht einbezogen werden, meint Heilingbrunner.

Die Diskussion läuft allerdings schon: Der SPÖ-Energiesprecher Wolfgang Katzian sagte etwa am Donnerstag, man müsse "manche alte Standpunkte überdenken". Katzian ist gleichzeitig Spitzengewerkschafter - der ÖGB hatte 1984 auf das Kraftwerk Hainburg gesetzt, ebenso vergeblich wie er 1978 und in den Jahren danach auf die Eröffnung des AKW Zwentendorf gedrängt hatte. Auch die anderen Parteien setzen - mit unterschiedlichen Akzenten - auf den Ausbau der Wassserkraft. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.1.1.2009)