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Allein in Wien wurden in der vergangenen Woche mehr als 10.000 Erkrankte gezählt.

Foto: APA/DPA/Patrick Lux

Wien  - Die Grippewelle hat Österreich erfasst, fast alle Bundesländer sind vom Influenza-Virus im gleichen Ausmaß betroffen, sagt die Wiener Virologin Monika Redlberger-Fritz. Das Virus macht derzeit Tausenden Österreichern zu schaffen. Laut bisherigen Erfahrungswerten dürfte der Höhepunkt der Epidemie in drei bis vier Wochen erreicht werden. Das derzeit grassierende Influenza-Virus der Type A ist bekannt dafür, dass es eine schwere Form der Erkrankung zur Folge hat.

Im Vergleich zu einer Erkältung handelt es sich bei der Grippe um eine viel ernsthaftere Erkrankung. Influenza ("echte Grippe") ist eine akute Infektionserkrankung der Atemwege mit potenziell schwerem Verlauf und vor allem bei gefährdeten Personen (Kinder, Ältere, chronisch Kranke) erhöhtem Risiko für ernste Komplikationen. In Österreich erkranken jährlich zwischen 300.000 und 400.000 Menschen an der Grippe, bis zu 3.000 sterben an ihren Folgen, so Michael Kunze vom Institut für Sozialmedizin in Wien.

Grippemonat Jänner

Der Zeitpunkt des Auftretens mit Anfang Jänner sei für das Virus typisch. Das Ende der Weihnachtsferien, wenn Kinder wieder die Schulbank drücken und Studenten auf die Unis zurückkehren, bringe den Motor für die Ausbreitung zusätzlich in Schwung, sagt die Virologin. In Wien wurden bisher 1.100 Erkrankte gemeldet, die Dunkelziffer dürfte laut Redlberger-Fritz aber weit größer sein. Genaue Zahlen aus den Bundesländern werden für nächste Woche erwartet.

Hohe Ansteckungsgefahr in Öffis

Da sich das Virus durch Tröpfchen- oder Schmierinfektionen (Husten oder Niesen und Kontakt mit infizierten Oberflächen) leicht übertragen lässt, sei die Ansteckungsgefahr in öffentlichen Verkehrsmitteln und bei Menschenansammlungen besonders hoch.

Neben der Impfung sei vor allem die Hygiene ein besonders wichtiger Faktor. Erkrankte sollten den Kontakt mit anderen meiden. Da die Übertragung hauptsächlich durch eine Tröpfcheninfektion erfolgt, ist das Verwenden von Papiertaschentüchern und das Handvorhalten beim Niesen wichtig. Auch mehrfaches Händewaschen am Tag ist zu empfehlen.

Hohes Fieber und Gelenksschmerzen

Die Krankheit äußert sich mit charakteristischen Grippesymptomen: Plötzlich hohes Fieber, Gelenks- und Gliederschmerzen und typisches Krankheitsgefühl, erklärt der Leiter des Virologischen Instituts der Medizinischen Universität Wien, Franz Heinz. Bis zu zehn Prozent der Erwachsenen und bis zu 15 Prozent der Kinder erkranken jährlich. Kleiner Lichtblick für Kranke: "Wir haben heuer eine gute Übereinstimmung zwischen Impfstoff und dem grassierenden Virusstämmen", so Heinz.

Impfung noch sinvoll

In Österreich liegen die aktuellen Durchimpfungsraten bei Erwachsenen knapp über zehn Prozent, in der Altersgruppe ab 60 Jahren bei rund 30 Prozent. Eine Impfung mache laut Virologen Redlberger-Fritz und Heinz  immer noch Sinn, sofern man noch gesund ist. Die Grippewelle hat erst begonnen und werde noch acht bis zwölf Wochen andauern. Auch Gesundheitsminister Alois Stöger hat am Freitag in einer Aussendung dazu aufgerufen, sich vorbeugend impfen zu lassen.  Der Impfstoff koste rund 20 Euro. Wird die Krankheit nicht behandelt, können bei allen Patienten Komplikationen wie Lungen- oder Herzmuskelentzündung auftreten.

Tamiflu auf Kassenkosten

In jedem Fall sollte der Arzt kontaktiert werden, weil eine Grippe die Gesundheit empfindlich beeinträchtigen kann. Eine Behandlung mit antiviralen Medikamenten greift das Virus gezielt an, verkürzt die Krankheitsdauer und verringert das Risiko gefährlicherer Komplikationen.

Ab sofort ist eine Abgabe von Tamiflu auf Kassenkosten für hoch fiebernde Patienten innerhalb von 48 Stunden nach Auftreten der klinischen Symptome möglich. Um optimal zu wirken, muss Tamiflu so rasch wie möglich nach Auftreten der ersten Symptome, spätestens aber innerhalb von 48 Stunden eingenommen werden.

Aber nicht nur in Österreich liegen die Menschen mit Fieber im Bett - weiterhin stark aktiv ist das Influenzavirus in Portugal, England und Irland. Derzeit breitet sich das Virus stark in den mitteleuropäischen Ländern aus. Der bisherige Verlauf der sich vom Süden und Westen Europas nähernden Grippewelle zeigt, dass mit einer höheren Übertragungsrate als in den Vorjahren gerechnet werden muss. (APA/red)