STANDARD: Sie haben als einer der ersten Politiker lautstark vor dem Rauchergesetz gewarnt. Welche Rückmeldungen erhalten Sie jetzt?

Hirt: Es ist das eingetreten, was ich erwartet habe. Das Gesetz ist ein klassisches Politikversagen. Es war vom ersten Tag weg ein Eiertanz der Sonderklasse. Mit dem Resultat: Die Bürger können jetzt selber schauen, wie sie damit zurechtkommen.

STANDARD: Was stört Sie am Gesetz?

Hirt: Es sind zwei Punkte. Zum einen der rein gesundheitspolitische Aspekt. Alle Erfahrungen in den europäischen Ländern, die ein allgemeines Rauchverbot verordnet haben, haben gezeigt, dass nur eine strenge legistische Maßnahme eine wirkliche Änderung des Rauchverhaltens bewirkt und sich damit auch tatsächlich gesundheitlich positiv auswirkt. Man sieht es etwa an den Beispielen Italien oder Frankreich. Hier wurde klar nachgewiesen, dass die Zahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen signifikant gesunken ist. Der zweite Punkt ist das Gesetz an sich. Das haben Hinsichtl und Rücksichtl gemacht. Man wollte ganz offensichtlich alle zufriedenstellen. Das Resultat ist beklemmend und beschämend. Eine viel zu komplizierte Regelung mit nicht vorhandenen Kontrollmechanismen.

STANDARD: Warum hatte die österreichische Politik keinen Mumm, ein Verbot durchzusetzen?

Hirt: Ich hatte damals händeringend gebeten: Machen wir ein Verbot. Es wäre als mutig und fortschrittlich gesehen worden und hätte in Wahrheit nicht viel gekostet, auch wenn man Förderungen gewährt hätte. Man hätte als Politiker die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich gehabt. Wann hat man das schon? Ich weiß nicht, warum man es nicht gemacht hat. Für mich gibt es nur eine Antwort: Erwin Ringel, "Die österreichische Seele".

STANDARD: Warum aber kann ein Nebeneinander von Raucher- und Nichtraucherlokalen nicht funktionieren?

Hirt: Wir wissen aus Ergebnissen des deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg, dass die Regelung etwa in Spanien wirkungslos blieb. Nur zehn Prozent wurden dort Nichtraucherlokale. Es wird gleich gepafft wie früher, es hat sich null geändert. Wir sind in Österreich auf demselben Weg.

STANDARD: Sollte man angesichts der chaotischen Situation nicht die Notbremse ziehen ?

Hirt: Ich hoffe, dass man viel rascher evaluiert und sich zu einem allgemeinen Rauchverbot durchringt. Ansonsten würde ich hoffen, dass dies im Zuge einer EU-Richtlinie geschieht. Da muss man allerdings beachten, dass dies nicht vor 2010/2011 passieren wird. Dazwischen sind auch noch die EU-Wahlen. Ich würde mich also nicht darauf verlassen. Wir sollten schleunigst den Schmarrn selber reparieren. Man kann natürlich auch den Kopf in den Sand stecken und hoffen, dass die Aufregung wieder von selbst abflacht. Es wird aber immer schwieriger. Weil sich die Situation dann noch stärker aufzuschaukeln beginnt. (Walter Müller/DER STANDARD-Printausgabe, 9.1.2009)