Es gibt sie nicht nur bei Polarexpeditionen: Eisbrecher, die sich gemächlich durch zugefrorene Wasserflächen graben. Auch in Österreich gibt es sie. So die "Eisvogel", die im Wiener Hafen ihren Dienst verrichtet. Gebraucht wird sie öfters, denn schon ab minus sechs Grad frieren die Fahrrinnen innerhalb eines Tages zu. Dann gibt es für Schiffe kein Durchkommen mehr. Am Freitag war die "Eisvogel" zum ersten Mal in diesem Winter im Einsatz.
Es ist wichtig, dass der Hafen eisfrei bleibt, damit keine Gefahr für die Frachter besteht. Diese liefern Mineralölprodukte, aber auch Baustoffe und landwirtschaftliche Produkte aus den osteuropäischen Staaten und aus dem Westen auf auf der Wasserstraße Rhein-Main-Donaukanal. "Würden Schiffe einen zugefrorenen Hafen anfahren, dann würden sie nach einer gewissen Zeit vom Eis richtig zerdrückt werden", erklärte Wolfgang Steindl, Kapitän der "Eisvogel".
Noch ist die Eisdecke nicht sonderlich dick. Seinen Schätzungen zufolge sind es zurzeit etwa zehn bis fünfzehn Zentimeter. Das ist kein Problem für den 36 Tonnen schweren Kahn. "Bis zu sechzig Zentimeter dickes Eis schaffen wir locker", so der Kapitän. Zuletzt war das 1985 der Fall, bei tagelanger klirrender Kälte mit bis zu 28 Minusgraden.
Eine Ausfahrt pro Tag
"Eineinhalb Stunden werden benötigt um eine Fahrrinne ordentlich frei zu brechen", so der Kapitän. Momentan reicht eine Ausfahrt pro Tag: "Ab minus 20 Grad müssen wir zweimal täglich raus". Dann friert der Hafen nämlich relativ schnell wieder zu. Steindl, der seit 14 Jahren die Kapitänsmütze trägt, macht sein Job Spass: "Es ist eine Sache, die nicht alltäglich ist."
Der 54 Jahre alte Eisbrecher wird aber nicht jeden Winter gebraucht. Zuletzt war er 2006 im Einsatz. "Wenn man auf der Alten Donau eislaufen kann, dann ist auch der Hafen zugefroren", lautet des Kapitäns Faustregel. Auch im Sommer bleibt Steindl der "Eisvogel" treu. Dann ist sie nämlich als Bergeschiff im Einsatz und zieht hängen gebliebene Frachter in den nächsten Hafen.
Zum Unternehmen Wiener Hafen gehören drei Anlagen: Albern, Freudenau und Lobau. Pro Jahr werden rund 1.700 Frachtschiffe abgefertigt. Das sind laut Hafen-Direktor Friedrich Pacejka im Schnitt sieben pro Tag. (APA)