Wien - Die Baumaschinen sind hocheffizient - und was sie hinterlassen, ist "versiegeltes" Land. In großem Maßstab: Jeden Tag verschwinden im statistischen Schnitt 15 Hektar unter Straßen, Parkplätzen, Wohn- und Gewerbebauten. Das entspricht der Fläche von 15 Fußballfeldern oder von einer kleineren bäuerlichen Landwirtschaft.
Die Karte zeigt, dass der Flächenfraß sehr unterschiedlich verteilt ist: Im inneralpinen Raum ist wenig Bedarf an Erschließung neuer Flächen, dort ist eher der Verlust von Kulturlandschaft durch Wiederbewaldung (der Standard berichtete) zu beklagen.
Andere Regionen aber werden nach und nach versiegelt - mit massiven Folgen für die Bilanz von Treibhausgasen, wie die Hagelversicherung (die dann die Spätfolgen zu sanieren hat) in einer Studie festgestellt hat: Seit 1995 ist der Siedlungsraum in Österreich um 40 Prozent gewachsen - durch mehr Einfamilienhäuser und durch deren verkehrsmäßige Erschließung.
Noch drastischer erscheint der Langzeitvergleich: Seit 1950 ist die Bevölkerung um 19 Prozent gewachsen, der Siedlungsflächenverbrauch aber um 280 Prozent.
Das Umweltbundesamt rechnet, dass nach wie vor 2,7 Hektar pro Tag allein unter neu geschaffener Straßenfläche, die diese Siedlungen verbindet, verschwinden.
Dazu kommt, dass Gewerbe- und Industriegebiete auf die grüne Wiese gesetzt werden, weil Investoren fürchten, dass auf alten, von anderen Unternehmen aufgelassenen Standorten unabschätzbare Altlasten liegen: Bis in die Siebzigerjahre waren Unternehmen bestrebt, die Abfälle ihrer Produktion auf eigenem Grund und Boden zu entsorgen. Die Mobilisierung alter Gewerbeflächen ist daher besonders riskant.
Sie gilt andererseits aber als nicht nur ökologisch, sondern auch politisch erwünscht.
Die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung von 2002 sieht vor, dass der Flächenverbrauch bis 2010 auf ein Zehntel reduziert werden soll - "ein ausschweifendes Ziel", wie Gerhard Banko vom Umweltbundesamt feststellt. Derzeit sehe es nicht so aus, als ob das Ziel erreicht werden könnte. Mit gewisser Sehnsucht blickt er ins deutsche Stuttgart, wo man konsequent daran arbeitet, den Flächenverbrauch in 30 Jahren auf null zu reduzieren. (Conrad/Seidl/DER STANDARD-Printausgabe, 10./11. Jänner 2009)