Aus einer umfänglichen von "project Syndicate" verbreiteten Stellungnahme von Václav Havel, Hassan bin Talal, Desmond Tutu, Hans Küng, Yohei Sasakawa und Karl Schwarzenberg:

Israel, so scheint es, betont wieder einmal die Priorität einer "harten" Sicherheitspolitik im Umgang mit den Palästinensern im Gazastreifen, doch dient diese Haltung lediglich dazu, die gewaltfreien Chancen auf kreative Lösungen für den israelisch-palästinensischen Streit zu blockieren.

Was die Lage noch verschlimmert: Die israelischen Politiker beharren auf einem weiteren Ausbau der israelischen Siedlungen im Westjordanland. Die auf diese Weise an die Wand gedrängten Palästinenser sehen langsam keine andere Möglichkeit, ihre nationalen Bestrebungen zu erfüllen, als radikale Taktiken. Da dadurch das Risiko erneuter Gewalt steigt, müssen Israels regionale Partner und internationale Akteure unbedingt einsehen, dass sich die Palästinenser nicht von ihrem strategischen Ziel eines unabhängigen Staates abbringen lassen werden. Das palästinensische Volk wird seinen nationalen Kampf nie aufgeben.

Selbstverständlich muss Israels Sicherheitsbedürfnis von allen Seiten anerkannt werden, doch sind auch vertrauensbildende Maßnahmen von allen Seiten erforderlich. Was jetzt mehr vonnöten ist als alles andere, ist eine deutliche Botschaft, dass der Dialog den Ausweg darstellt und nicht die Gewalt. Im Gazastreifen stehen die moralischen Fundamente der Menschheit auf dem Spiel. Wenn aus dem fruchtbaren Halbmond kein furchtbarer Halbmond werden soll, müssen wir aufwachen, unseren moralischen Mut zusammennehmen und eine politische Vision für einen Quantensprung in Palästina finden. (DER STANDARD, Printausgabe, 10./11.1.2009)