München - Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) muss nach seinem Skiunfall mit einer Schadenersatzforderung rechnen. Das kündigte der Anwalt des Ehemannes der am Neujahrstag bei dem Unfall auf der steirischen Riesneralm tödlich verletzten 41-jährigen Slowakin im Nachrichtenmagazin "Focus" an. Althaus sei nach den bisherigen Ermittlungen von einer steileren Piste bergauf in einen flacheren, langsameren Skihang gefahren. "Der Ministerpräsident hätte so fahren müssen, dass er niemanden gefährdet. Das war anscheinend nicht der Fall. Deshalb wollen wir Schadenersatz fordern."

"Über die Höhe kann man keine Schätzungen abgeben, da in Österreich immer im Einzelfall entschieden wird. Wir hoffen aber auf eine außergerichtliche Einigung, das würde auch unsere Rolle als Privatbeteiligte bei einem eventuellen Strafprozess überflüssig machen", sagte Rechtsvertreter Alexander Rehrl zum STANDARD. Althaus sei "nach Lage der Dinge ein Stück bergauf" auf der Piste der Frau gefahren. Althaus habe sich aber weder "rücksichtslos, ungewöhnlich noch auffällig" verhalten, beteuerte der Jurist auf Spiegel Online.

Strafprozess

Althaus selbst, der am Freitag in die Universitätsklinik Jena verlegt worden war, darf vorerst keine Besuche empfangen, schreibt die Bild.

Ob es auch zu einem Strafprozess gegen Althaus wegen fahrlässiger Tötung kommt, steht noch nicht fest. "Die Gutachten von zwei Sachverständigen liegen noch nicht vor", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft im österreichischen Leoben, Walter Plöbst, dem Magazin.

Die Staatsanwaltschaft will mit den Sachverständigen nochmals den Unfallhergang auf der Skipiste rekonstruieren. Vor allem soll demnach der Frage nachgegangen werden, wo genau sich der Leibwächter befand und warum er Althaus nicht sehen konnte, obwohl die Skipiste von oben gut einsehbar ist. Plöbst: "Voraussichtlich in etwa vier Wochen werden die Ermittlungen abgeschlossen sein, und dann entscheiden wir." Althaus selbst kann sich nach Auskunft des Staatsanwalts "überhaupt an nichts erinnern". (APA/dpa/Michael Möseneder, DER STANDARD-Printausgabe, 12.1.2009)