Washington - Zehn Tage vor dem Amtswechsel im Weißen Haus steigt in Washington das Obama-Fieber: Mehrere Straßen rund um den derzeitigen Wohnsitz des künftigen Präsidenten Barack Obama im Hotel Hay-Adams sind gesperrt, Tribünen und Toiletten werden bereits aufgebaut. Zudem sorgte die Absicht des designierten Präsidenten, seine Schwiegermutter Marian Robinson mit ins Weiße Haus zu nehmen sowie die Köchin von US-Präsident George W. Bush zu übernehmen, am Samstag für Schlagzeilen. Die heiß begehrten Tribünenkarten für die Parade zur Obama-Vereidigung waren am Freitag binnen einer guten Minute übers Internet verkauft worden.

Die Familie Obama erklärte am Freitag, dass zumindest in den ersten Monaten der Eingewöhnung die Mutter von First Lady Michelle Obama im Weißen Haus wohnen wird. Bereits im Wahlkampf hatte sich Marian Robinson häufig um ihre Enkelinnen, die siebenjährige Sasha und die zehnjährige Malia gekümmert. Das Verhältnis zwischen Barack Obama und seiner Schwiegermutter sei "sehr eng und vertraut", berichtete der Fernsehsender MSNBC.

Küchenchefin bleibt die gleiche

Keineswegs unerwartet entschieden sich die Obamas, die Küchenchefin des Weißen Hauses, Christeta Comerford, zu behalten. Präsidentenwechsel bedeuten in der Regel nicht, dass auch das Personal des Weißen Hauses ausgetauscht wird. Die in den Philippinen geborene Comerford war von Bush 2005 als erste Frau mit der Leitung der Küche des Weißen Hauses betraut worden. Michelle Obama würdigte sie am Freitag als "unglaubliches Talent", die als Mutter einer kleinen Tochter sicher ähnliche Sichtweisen über "die Bedeutung gesunder Ernährung" habe wie sie selbst.

Am Freitag konnte schon kurz nach 13.00 Uhr (Ortszeit) das Internet-Unternehmen "Ticketmaster" den Verkauf der 5000 Karten für die Tribünen-Sitzplätze am 20. Jänner verkünden. Erst am Morgen des Tages hatten die US-Medien angekündigt, dass die exklusiven Karten zum Preis von jeweils 25 Dollar (18,50 Euro) um 1300 Uhr verkauft werden sollten. Jeder Käufer konnte maximal vier Tickets reservieren.

Die Parade beginnt am frühen Nachmittag im Anschluss an die für 12.00 Uhr Ortszeit (18.00 MEZ) geplante offizielle Vereidigung Obamas auf den Stufen des Kapitols. Zu den Feierlichkeiten werden bis zu drei Millionen Menschen erwartet. Es dürfte allerdings angesichts des Massenandrangs für viele sehr schwierig werden, einen Stehplatz mit Sicht auf die Ereignisse zu finden.

An der Parade selbst nehmen etwa 13.000 Menschen teil. Viele Hunderttausende werden die 2,7 Kilometer lange Strecke auf der Pennsylvania Avenue zwischen Kapitol und Weißem Haus säumen. Nur die Zuschauer auf der Tribüne können im Sitzen den Zug von Kapellen, Militär-Verbänden, Vereinen und anderen Gruppen verfolgen.

Bei der Vereidigung von US-Präsident George W. Bush im Jänner 2005 hatte es noch 20.000 Tribünenplätze gegeben. Nach einer Klage der Anti-Kriegs-Organisation "Answer Coalition" wurden der "Washington Post" zufolge die Zuschauertribünen drastisch verkleinert. Die Kläger hatten kritisiert, dass die Aufbauten den stehenden Zuschauern und Demonstranten Platz und Sicht raubten. Bezirksrichter Paul Friedman hatte demnach im März 2008 den Klägern Recht gegeben und bemängelt, dass nur Bush-Anhänger Tribünenkarten erhalten hatten. "Die Vereidigung ist kein privates Ereignis", so der Richter laut der "Washington Post". (APA/dpa)