Es war vorgestern. Da fragte Frau K. Hier und stellvertretend. Und zwar, erklärte sie, weil sie und ihre Freunde anderswo keine Antwort bekämen. Dabei, versichert Frau K., sei die Frage weder unhöflich noch zu schwer verständlich. Sie laute schlicht und einfach "Warum?" Aber ein "Weil!", mein Frau K., lasse sie nicht als Antwort gelten. Weder im Allgemeinen noch im gegenständlichen Fall.
Doch weil genau das, schreibt Frau K., da neulich im Bermudadreieck der Fall gewesen sei, habe sie wenig Hoffnung, vom Lokalbetreiber, dessen Schließmuskel den Anlass zur Frage gaben, eine erschöpfende - oder überhaupt eine - Antwort zu bekommen. Nicht, wenn sie die Frage an ihn nicht öffentlich stellt.
Und weil "der Inder" ja auch stets coram publico befragt wird, stellt Frau K. die Anfrage "ihrer" Inder nun eben auch öffentlich. Voila:
Das Mail der Frau K.
"Ich war gerade ein Jahr in Indien um an einer technischen Universität zu unterrichten und bin Mitte Dezember wieder nach Österreich - Wien - zurückgekommen. Zu meiner großen Freude habe ich gleich am 26. Dezember für vier Tage Besuch aus Indien bekommen."
"Es ist einer meiner Studenten, mit zwei indischen Freunden nach Wien auf Besuch gekommen. Natürlich habe ich meinen Studenten viel über Wien vorgeschwärmt, wie schön die Stadt nicht sei und auch, dass wir tolerant sind und sie als Inder keine Probleme hätten, hier durch zukommen."
"Aber leider musste ich meine Meinung sehr bald ändern. Am 27. Dez bin ich mit meinen Freunden und mit meinem Bruder in die Stadt gefahren, um ihnen das Bermudadreieck zu zeigen. Wir waren mit einer Freundin im Roten Engel verabredet. Ich bin mit meinem Bruder als erstes in das Lokal hinein gegangen und an der Bar bemerkte ich, dass meine drei indischen Freunde nicht hinter mir waren, sie standen noch vor der Eingangstür."
"Als ich zurückging, um sie zu holen, erklärten sie mir, dass sie nicht rein dürften. Auf meine Frage 'warum' bekam ich bis heute keine Antwort vom Türsteher. Na ja jetzt bleibt mir die Frage offen, wie ich meinen indischen Freunden - Studenten - mein tolerantes Wien erklären soll."
"Denn in Indien lebt man miteinander und nicht gegeneinander, man toleriert sich." (Thomas Rottenberg/derStandard.at, 12. Jänner 2009)