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Johannes Farnleitner, Aufsichtsrat, glaubt an die Zukunft der Bank Medici als Investmentbank.

Foto: APA/Jäger

Ex-Bankchef Helmuth Frey kann sich das "kaum vorstellen". Ohne Madoff hätte die Fonds keiner gekauft.

Wien – Der ehemalige Wirtschaftsminister Johannes Farnleitner (1996 bis 2000; ÖVP) ist in seiner Funktion als Aufsichtsratsmitglied der Bank Medici überzeugt, dass der in die Causa Madoff verwickelten, unter Aufsicht stehenden Bank ein "Neustart" gelingt. In der Aufsichtsratssitzung am Freitag (da wurde der Brite John Holliswell in den Vorstand gewählt, laut Farnleitner "total konsensual") habe man "nur nach vorne geschaut".

Farnleitner ist seit Gründung der Bank 2003 im Aufsichtsrat, Mehrheitseignerin Sonja Kohn kennt er "seit ewigen Zeiten, ich habe schon in meiner Zeit in der Wirtschaftskammer mit ihr gearbeitet, sie hat in New York viele Zugänge geöffnet", erzählt Farnleitner, der ab 1964 in der Kammer gearbeitet hatte, dem STANDARD.

She had a dream

Kohn habe davon geträumt, eine Bank zu haben, "ich habe ihr gesagt: 'Da spiele ich gern mit', und ging in den Aufsichtsrat". Der Start der Bank "war ein Glücksfall, weil wir so eine schöne Einnahmequelle hatten", sagt der studierte Jurist und meint damit das Faktum, dass 80 Prozent der Einnahmen des Instituts aus dem Fondsgeschäft stammen. "Aber wir waren nicht der Fonds, sondern die Bank, die damit verdient hat", stellt er auf die Frage, ob er mit Klagen von Madoff-Geschädigten rechne, klar.

Die Provisionseinnahmen seien aber nur als "eine schöne Zutat gedacht gewesen, denn wir wollten eine Investmentbank für das Segment der wohlhabenden Leute werden". Dass die von der Bank Medici vertriebenen Fonds von Bernard Madoff gemanagt wurden, sei "im Aufsichtsrat nie Thema gewesen, wussten wir nicht. Unser Custodian (treuhänderische Verwahrstelle; Anm.) war die HSBC. Dass sie einen Sub-Custodian hatte, war für uns auch nicht Thema." Wie und wann er von Madoff erfahren habe? "Ich wurde in der Nacht, als seine Pleite bekannt wurde, informiert, dass das auf uns durchschlagen kann."

Trotz enormen Interesses, das die Involvierung der Mini-Bank (26 Mio. Euro Bilanzsumme; zwei bis drei Mrd. Dollar flossen zu Madoff) in die Causa vor allem in den USA erregt, glaubt er "an eine Zukunft von Medici als Investmentbank. Wir wollen im Inland aktiv werden, und im Ausland aktiv bleiben. Wir sind in einem Suchungsprozess." Ob der Ruf nicht kaputt sei? Farnleiter: "Nein. Zwischen dem Bild in der Öffentlichkeit und dem der Investoren liegen Welten."

Frey wollte sich "nicht dreinreden lassen"

Helmuth Frey hat seinen "Suchungsprozess" schon hinter sich. Der Investmentbanker (früher: Bank Gutmann, Bank Austria Investmentbank, LGT Bank; heute Chef des Instituts für Quantitatives Asset Management), war von Februar 2006 bis zum vorigen Oktober im Medici-Vorstand, konnte sich mit seinen Ideen zur Bankwerdung der "Fonds-Plattform" (Frey) bei Kohn nicht durchsetzen. "Ich wollte eine Bank aufbauen, wir haben von fünf auf 15 Mitarbeiter aufgestockt; einen Teil der Aufgaben hat ja die Bank Austria (hält die Sperrminorität; Anm.) wahrgenommen", schildert Frey. Er habe die Bank "transparenter gestaltet, eine Abteilung für Private Banking und neue EDV-Systeme installiert. Aber letztlich wollte ich mir von Frau Kohn, die tausende Ideen verfolgte und viele wieder fallen ließ, nicht immer dreinreden lassen", erklärt er seinen Ausstieg.

Die Kontakte zu Madoff habe sich "Kohn vorbehalten, es gab aber Ansprechpartner bei Madoff-Gesellschaften." Und: "Keiner hätte Herald, Primeo, Alpha Prime Fonds gekauft, hätte nicht Madoff sie gemanagt. Er galt als Genie vom Dienst; als einer, der die Schwerkraft zu besiegen schien." Seine Erklärung, wie es zum Verlust kam, sei für ihn, Frey, "nicht nachvollziehbar. Wir sahen tausende Belege, es passte alles zusammen."

Wie es mit Madoff weitergeht, zeigt sich am Montag. Da entscheidet der New Yorker Richter, ob die Kaution wegen Madoffs Vermögensrochaden verfällt und der 70-Jährige ins Gefängnis wandert. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.1.2009)