Martin Graf, der mannhafte Kämpfer gegen Nazidreck, führt neben dem Parlament auch einen Wiener Fußballklub, Hellas Kagran. Aus dessen Reihen ließ er drei Spielerinnen entfernen, die es gewagt hatten, den Missbrauch des Klubs für eine FPÖ-Propagandafeier zu kritisieren. Wiens Fußball-Präsident Kurt Ehrenberger muss von der Unsportlichkeit gewusst haben, wenn auch vielleicht nur aus den Medien. Zu einer öffentlichen Kritik an Graf ließ er sich nicht hinreißen.

Am 8. Dezember feierte Hellas Kagran Weihnachten. So weit okay. Kurt Ehrenberger, der es in der Zwischenzeit aufgrund seines fortgeschrittenen Alters zum interimistischen ÖFB-Präsidenten geschafft hat, schneite vorbei und gratulierte. Total in Ordnung. Ehrenberger haute Teamchef Karel Brückner öffentlich in die Pfanne, bevor er mit ihm gesprochen hatte. Im Schatten des dritten Parlamentspräsidenten Graf verhielt er sich jedoch wie ein Weihnachtslamm. Stumm und weißhaarig.

Graf denkt, Shoppen von Nazidreck sei ein dummer Bubenstreich seiner Mitarbeiter und verweigert "Motivkündigungen" . Spielerinnen wegen ihrer Meinung aus dem Klub zu werfen, geht ihm jedoch nicht gegen die Ehre. Und Ehrenberger weiß offenbar nicht, dass er durch sein Verhalten Grafs Politik sanktioniert.
Feigheit und Faulheit fallen im Fußball auf. Im Parlament hingegen geht offenbar jeder Schmäh rein. Sollte die oberste Volksvertretung wieder einmal eine komische Aktion Grafs zu klären haben, dann bitte bei Hellas Kagran nachschauen und das Gegenteil tun. (Johann Skocek, DER STANDARD Printausgabe, Montag, 11. Jänner 2009)