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Else Pappenheim auf einem Archivbild aus dem Jahr 2004

Foto: APA/HEINZ JAKSCH

Wien/New York - Die aus Österreich stammende Neurologin und Psychoanalytikerin Else Pappenheim ist am Sonntag (11. Jänner) 97-jährig in New York gestorben. Das teilte die Österreichische Exilbibliothek am Montag in einer Aussendung mit. Pappenheim wurde als eine der letzten Kandidatinnen 1937 in der von Sigmund Freud gegründeten Wiener Psychoanalytischen Vereinigung zur Ausbildung aufgenommen und war wohl deren letztes noch lebendes Mitglied.

Werdegang

Else Pappenheim wurde am 22. Mai 1911 in Salzburg als Tochter einer Arztfamilie geboren. Sie wuchs in Wien auf und besuchte dort die Reformschule von Eugenie Schwarzwald. Bereits als Schülerin interessierte sie sich für Psychologie, so schrieb sie eine Maturaarbeit über den Dichter Friedrich Hölderlin, der an Schizophrenie litt. Sie sei anfangs nur von seinen Werken begeistert gewesen, erst später habe sie von der Krankheit erfahren. "Dadurch wurde mein Interesse an ihm noch mehr gesteigert", so die Psychoanalytikerin in ihrem 2004 erschienenem Buch "Elsa Pappenheim. Hölderlin, Feuchtersleben, Freud." (Nausner und Nausner Verlag).

Sie studierte in der Folge Medizin und arbeitete ab 1935 als Sekundarärztin an der Wiener neurologisch-psychiatrischen Klinik unter Otto Pötzl. Nach einem persönlichen Gespräch mit Anna Freud wurde sie 1937 an der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung aufgenommen und dort bei Otto Isakower, Richard Sterba, Anna Freud und Heinz Hartmann ausgebildet.

Die Flucht

Im Dezember 1938 musste Pappenheim über Palästina in die USA flüchten. An der Machtübernahme der Nationalsozialisten überraschte sie vor allem die gute Vorbereitung: "Sie haben die roten Fahnen der Sozialisten einfach mit Hakenkreuzen versehen und aus dem Fenster gehängt". In den USA arbeitete sie zunächst unter schwierigen materiellen Bedingungen bei dem renommierten Psychiater Adolph Meyer an der Johns Hopkins Klinik in Baltimore wobei sie von der amerikanischen Psychoanalyse nicht immer begeistert war. Vor allem die distanzierte Kühle des Therapeuten gegenüber seinem Patienten machte ihr Probleme.

1941 übersiedelte sie mit ihrem Mann, dem österreichischen Patentanwalt und Ingenieur Stephen Frishauf, nach New York, wo sie bis zu ihrem Tod lebte. In New York unterrichtete und praktizierte sie Psychiatrie am Hunter College, am Fashion Institute of Technology der State University New York, ab 1964 als Clinical Assistent und ab 1973 als Associate Professor für Psychiatrie an der State University of New York und seit 1980 als Associate Professor für Psychiatrie am New York Medical College. Gleichzeitig arbeitete Else Pappenheim seit 1943 als Psychoanalytikerin in freier Praxis. (APA)