Es begann mit windigen Immobilienspekulationen - und jetzt sind alle pleite. Wie im Großen - in den USA - so auch im Kleinen - in Wien. Im letzteren Fall sitzen jetzt insgesamt zehn Beteiligte im Wiener Landesgericht auf der Anklagebank.
Christian K. wirkt noch immer smart und g‘schaftig, wie er dasitzt, mit seinen gegelten Haaren und den geröteten Backen. Der 33-Jährige war das Zentrum einer Gruppe, der die Staatsanwaltschaft vorwirft, zwischen 2005 und 2007 eine ganze Reihe von Immobilien- und Kreditbetrügereien begangen zu haben. Der Schadensrahmen umfasst mehrere 100.000 Euro.

Der selbstständige Immobilienmakler hatte 2005 einen Bankmitarbeiter kennengelernt, mit dem er sich sehr rasch ganz ausgezeichnet verstand. Und weil bei den Kreditvergaben alles immer so schnell erledigt war, habe er "angefangen, Trinkgelder zu geben", berichtet Christian K. "Der Audi A6 war aber kein Trinkgeld mehr", fragt Richterin Claudia Moravec-Loidolt sicherheitshalber nach. Nein, das sei erst später gewesen, so K. Denn der Bankmitarbeiter habe ihm signalisiert: "Wenn's Problemfälle gibt, ist's auch nicht so schlimm" - nur werde dann halt das 'Trinkgeld‘ auch mehr sein müssen.

Zum neuen Preis verkauft

Von da an ging es munter dahin. Der Immobilienmakler kaufte Wohnungen oder auch nur Lager, deren Wert sich laut Staatsanwältin Beatrix Winkler "über Nacht verdoppelte beziehungsweise verdreifachte". Die Immobilien wurden dann zum neuen Preis teils an Arbeitslose oder überschuldete Menschen verkauft - die wundersamer Weise von der Bank trotzdem einen Kredit bekamen. Gelegentlich wurden auch von einer mitangeklagten Mitarbeiterin eines Lohnbüros falsche Einkommensbestätigungen ausgestellt. Manchmal wurden den Käufern auch Mieteinnahmen in Aussicht gestellt, mit denen sich die Kreditrückzahlung selbst finanziere.

Während der erstangeklagte Christian K. weitgehend geständig ist, erklärt der Bankmitarbeiter etwa in einem Fall, er habe von den tatsächlichen finanziellen Verhältnissen des Kreditnehmers nichts gewusst. Worauf Richterin Moravec-Loidolt nachfragt: "Und wofür haben Sie dann von K. 5000 Euro bekommen - für einen Kredit, bei dem alles in Ordnung war?" Das Geld sei nur ein Geschenk gewesen, so der Bankangestellte, weil alles so schnell ging - das sei "nie ein Kriterium für die Kreditentscheidung" gewesen.

Der Prozess soll möglichst bis Ende Jänner abgeschlossen werden - insgesamt wurden sieben Verhandlungstage anberaumt. (Roman David-Freihsl/DER STANDARD-Printausgabe, 13.1.2009)