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Fritz Pinter,Christoph Sumann, Daniel Mesotitsch und Tobias Eberhard - gestaffelte Biathlon-Kräfte.

Foto: APA/WIMMER

Wien - "Eine Staffel hat immer eigene Gesetze." Eine schlüssigere Erklärung hat Walter Gapp ad hoc nicht anzubieten, wenn es um die jüngsten Erfolge der österreichischen Biathlon-Staffel geht. Dabei hat wohl nicht zuletzt die Arbeit des 36-jährigen Tirolers als sogenannter Trainingsgruppenkoordinator dazu beigetragen, dass die bewaffneten Langläufer nach zwei Siegen und einem zweiten Rang am Donnerstag als Führende des Spezialweltcups die Staffel in Ruhpolding in Angriff nehmen.

Eines der speziellen Staffelgesetze besagt, dass vier überragende Einzelsportler nicht unbedingt ein überragendes Quartett ergeben müssen. Gapp: "Geht's danach, dürften die Russen in der Staffel derzeit nicht zu schlagen sein." Österreichs bisherige Einzelergebnisse sind abgesehen von Christoph Sumanns Massenstart-Triumph am Sonntag in Oberhof gut, aber nicht überragend. In den neun Rennen davor gab es insgesamt acht Platzierungen zwischen Rang fünf und zehn - fünf für Sumann und zwei für Daniel Mesotitsch. Tobias Eberhard, der allerdings nur ein Staffelrennen bestritt, war einmal Zehnter. Friedrich Pinter, in der Staffel gesetzt, hat es solo in dieser Saison ebenso noch nicht unter die besten Zehn geschafft wie Dominik Landertinger, der zweimal in der Staffel wirkte.

"Wichtig für die Staffel ist ein am Schießstand sicherer Startläufer und ein starker Schlussläufer" , sagt Gapp. Den Verlässlichen gibt der Kärntner Mesotitsch, gute Ausgangspositionen bringt der Steirer Sumann heim. Die Herren dazwischen dürfen vor allem nicht abfallen - ein altes Staffelgesetz.

Peinliches Sparen

Eine allgemeinsportliche Gesetzmäßigkeit - Erfolge stellen sich dort am ehesten ein, wo neben Talent und Eifer auch viel Geld zur Verfügung steht - haben Österreichs Biathleten quasi außer Kraft gesetzt. Als Folge des Turiner Olympia-Skandals stand die Sparte schon vor der Auflösung, ehe man sich beim ÖSV mit einer Budgetkürzung begnügte. Zahlen will Gapp nicht nennen, aber es lag an ihm als Koordinator zu sparen. Das habe schon bei den Trainingskursen begonnen, beim Aufstellen günstiger Quartiere. "Manchmal war es peinlich, wegen möglichst niedriger Preise fünfmal bei einem Hotel anzurufen." Nicht gespart wird beim Material, bei der Munition fürs Schusstraining und bei der Besetzung der Weltcuprennen. Der Stab an Betreuern blieb weitgehend erhalten, auch wenn Gehälter gekürzt wurden.
Der Reichtum der Biathleten liege im Nachwuchs. Der mache den größten Unterschied zu den nach Turin ebenfalls finanziell gemaßregelten Langläufern. Bei den Junioren sind Österreichs Biathleten schon seit Jahren immer für WM-Medaillen gut, weshalb ein ehemaliger Nachwuchstrainer, der Oberösterreicher Reinhard Gösweiner, seit dieser Saison bei der Nationalmannschaft werkt.

Beim Thema Doping wird Gapp emotional, schließlich hat auch er die Turiner Razzien miterlebt, schließlich wurde auch er vom ÖOC mit einer Olympia-Sperre belegt. "Warum, weiß ich nicht." Er wisse aber, dass seine Biathleten seither öfter als ihre Konkurrenten getestet werden. Auch im Stützpunkt Hochfilzen. "Dass dort aus militärischen Gründen nur nach Anmeldung kontrolliert werden darf, ist Blödsinn." Sagt Gapp. (Sigi Lützow, DER STANDARD Printausgabe, Dienstag, 13. Jänner 2009)