Bei der Austro Control brechen mit dem Amtsantritt von Heinz Sommerbauer neue Zeiten an: Mehr Fluglotsen, eine intensive Zusammenarbeit mit AUA und Flughafen und gleichbleibende Gebühren sind angesagt.
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Wien - Für Heinz Sommerbauer, nach dem Abgang von Christoph Baubin neuer Vorstand bei der Austro Control (AC), ist Kurzarbeit kein Thema. Ganz im Gegenteil, die AC hat einen personellen "Nachholbedarf" von 60 Fluglotsen. Derzeit werden 300 operative Fluglotsen beschäftigt, 90 sind im Training, und heuer werden weitere 40 ausgebildet.
Nach den Protesten der Mitarbeiter Ende 2008 wegen Arbeitsüberlastung will Sommerbauer eine neue Fairness walten lassen. Vorrangig sei es, in Abstimmung mit den Belegschaftsvertretern die Überstunden nicht wie bisher zu maximieren, sondern zu optimieren. Konkret sollen in der verkehrsarmen Zeit vertretbare Verspätungen im Minutenbereich zugelassen werden, damit man in Spitzenzeiten genügend "Reserven" hat.
Zusammenarbeit
Ganz andere Töne lässt Sommerbauer auch anklingen, wenn es um die notwendige Zusammenarbeit von AC, AUA und Flughafen geht: Damit Wien im internationalen Wettbewerb der Airports bestehen könne, arbeiten alle drei Beteiligten seit kurzem daran, einen zentralen Datenpool zu schaffen, damit alle zeitgleich auf dieselben für den Flugverkehr relevanten Daten zugreifen können.
"Da gab es bisher eine Zurückhaltung", so Sommerbauer im Gespräch mit dem Standard. Mit der gemeinsamen Informationsplattform soll das "Silodenken" überwunden werden. Bisher gingen AC, AUA und Flughafen mit ihren Daten jedenfalls "nicht sehr freizügig um", berichtet Sommerbauer. So sei es üblich, dass Informationen nicht jederzeit für alle Beteiligten synchron verfügbar sind. Kommt das Vorhaben, wie geplant, heuer auf Schiene, könnte etwa die Turnaround-Zeit am Flughafen deutlich reduziert werden. Und das wiederum wäre ein "unendlicher Wettbewerbsvorteil". Die Austro Control, die zum Verkehrsministerium ressortiert, will auch den Airlines entgegenkommen. Trotz sinkender Verkehrszahlen kündigte Sommerbauer an, heuer die Gebühren nicht zu erhöhen.
"Wir nehmen das Risiko einer Unterdeckung in Kauf", so der AC-Vorstand. Die AC arbeitet nach dem Kostendeckungsprinzip. Wenn die Verkehrszahlen zurückgehen, wurden bisher immer die Gebühren erhöht. 18 von 25 europäischen Flugsicherungen erhöhen heuer "reflexartig die Gebühren, weil sie nach dem Kostendeckungsprinzip arbeiten". So bleiben die 192 Euro pro Landung gleich und die 60 Euro pro Maschine für 100 Kilometer als Überfluggebühr. Die AC werde den Einnahmenausfall intern einsparen.
Wo, steht noch nicht fest - nur dass im operativen Bereich, bei den Lotsen, nicht gespart wird.
Eine Prognose, wie massiv der Verkehrsrückgang heuer sein wird, traut sich Sommerbauer nicht abzugeben. Nur so viel: 2008 lag das Plus infolge der Einbrüche im November und Dezember von jeweils sieben Prozent nicht wie prognostiziert bei sechs Prozent, sondern lediglich bei zwei Prozent. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.1.1.2009)