Die russische Zentralbank hat den Rubel erneut abgewertet - zum 14. Mal in den vergangenen acht Wochen. Die gesunkenen Ölpreise belasten Russlands Wirtschaft, die Arbeitslosenzahl könnte massiv steigen.

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Moskau/Wien - Russland stemmt sich mit einer Serie von Rubel-Abwertungen gegen die Wirtschaftsflaute. Angesichts niedriger Ölpreise und einer bevorstehenden Rezession stufte die Zentralbank die Landeswährung am Montag erneut nach unten - und das bereits zum 14. Mal innerhalb von nur zwei Monaten.

Der Wechselkurs zum Dollar beträgt aktuell 31,04 Rubel; damit ist die russische Währung zum US-Dollar auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren gefallen. Laut Analysten sorgt der Gasstreit mit der Ukraine für zusätzlichen Druck auf die russische Währung.

"Jeder fordert nun eine Diversifizierung der Energienachfrage, um weniger abhängig von russischem Gas zu sein", sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Das mache ausländische Investoren skeptisch, weiteres Kapital fließe ab. 2008 gab der Rubel gegenüber dem Euro-Dollar-Korb 17 Prozent nach, seit Jahresbeginn weitere drei Prozent. In den vergangenen zwei Monaten hat der Rubel mehr als ein Fünftel seines Werts eingebüßt.

Die russische Zentralbank will mit ihren Maßnahmen verhindern, dass die Bevölkerung aus Angst um ihre Ersparnisse panikartig Geld abhebt. Viele Sparer haben ihre Anlagen bereits abgezogen und verwahren ihr Geld privat. In Moskau soll es bereits keine Bank-Schließfächer mehr geben, weil Sparer diese für ihr Geld gemietet haben. Zudem schmelzen die Devisenreserven. Die Abwertung des Rubel erhöht zudem die Kosten für die Refinanzierung der ausländischen Staatsschulden.

Analysten gehen davon aus, dass die Serie der Abwertungen weitergehen wird. Vor allem die russische Wirtschaft leidet schwer unter dem Verfall des Ölpreises. Zur Erinnerung: Im Vorjahr hat der Ölpreis eine Rallye hingelegt und bei 147 US-Dollar (109 Euro) pro Barrell (159 Liter) ein Rekordhoch verzeichnet. Derzeit kostet ein Barrell der US-Ölsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Februar 38,91 Dollar und damit um 4,70 Prozent weniger als noch am Freitag. Der Future auf ein Barrel der Nordseesorte Brent wurde mit 43,07 Dollar gehandelt - das sind 3,04 Prozent weniger als vergangenen Freitag. Öl ist der Exportschlager Nummer eins für Russland.

Sorge um Arbeitsmarkt

Die Wirtschaftsflaute schlägt auch in Russland hart auf den Arbeitsmarkt durch. In Moskau hat sich über die Neujahrsferien die Zahl der Menschen auf 290.000 verdoppelt, deren Stelle bedroht sei oder die sie bereits verloren hätten, sagte der Chef des örtlichen Gewerkschaftsbundes, Michail Nagaitsev, einem Moskauer Radiosender.

Das Institut für Globalisierung und soziale Bewegung befürchtet für Russland insgesamt eine Verdoppelung der Arbeitslosenzahl in diesem Jahr. Im vergangenen Jahr waren offiziell rund fünf Millionen Russen ohne Arbeit gemeldet. (Reuters, bpf, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.1.1.2009)