
Teilnehmer bei der Kundgebung am Judenplatz: In den Seitengassen wachten dutzende Sicherheitskräfte über die kurze Versammlung.
Wien - Wenn die Sirenen ertönen, weil Raketen der palästinensischen Hamas in den israelischen Luftraum eindringen, bleiben einem in der Regel 15 Sekunden, um sich in Sicherheit zu bringen. Am Montagabend bekam man in Wien einen Eindruck davon, welche Szenen sich dabei abspielen: Auf einer Leinwand wurden am gut gefüllten, aber streng überwachten Judenplatz Alltagsmomente in Schulen oder zu Hause eingespielt, die ständig jäh unterbrochen wurden.
Auch vor einer kleinen Tribüne versammelten sich jene, die „gegen den Terror" ein Zeichen setzen wollten. Nicht wenige Teilnehmer hatten Fackeln mitgebracht. Sie waren den Aufrufen zu der Solidaritätskundgebung mit Israel von der Israelitischen Kultusgemeinde sowie einiger Vereine wie dem Café Critique und der Plattform „Free Gaza from Hamas" gefolgt.
Auch Politiker traten ans Rednerpult. Die Grüne Madeleine Petrovic mahnte, dass - speziell in Österreich - „jeder Versuch, die Eigenstaatlichkeit Israels in Frage zu stellen, zurückweisen ist". Ursula Stenzel (ÖVP), Bezirksvorsteherin der Innenstadt, erklärte: Es sei „tragisch, dass sich Israel noch immer selbst verteidigen" müsse. Rathaus-Mandatar Peter Florianschütz (SPÖ) meinte, „durch permanente Provokationen" werde der Frieden „hintertrieben".
Spontanapplaus bekam Ariel Muzicant, Präsident der Kultusgemeinde, für sein Statement, dass sich „Hamas-Funktionäre in Bunkern verstecken", während die Bevölkerung auf beiden Seiten leide.
Zum Schluss wurde es auf dem Judenplatz still: Als Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg noch kurz zum Gebet für den Frieden anhob. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, Printausgabe, 13.1.2009)