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Zerstörte Häuser in Gaza-Stadt. Am Dienstag weiteten sich die Kämpfe aus. Bisher ist die israelische Armee aber nicht in die Zentren der palästinensischen Städte vorgedrungen.

Foto: EPA/Saber

Während die Hamas sich noch immer nicht zu einer eindeutigen Antwort auf den ägyptischen Waffenstillstandsplan durchringen konnte, schienen die Israelis die militärischen Schrauben langsam fester zu ziehen. Mit dem Befehl zur Aufnahme des Häuserkampfs im Zentrum der Stadt Gaza und anderen dicht verbauten Zonen wollte die israelische Führung aber anscheinend noch warten, bis die ägyptische Initiative ausgeschöpft ist. Eine Montagabend ausgestrahlte voraufgezeichnete Fernsehrede von Ismail Hanye verstärkte den Eindruck eines Risses in der radikalislamischen Bewegung. "Wir werden verantwortungsbewusst mit jeder Initiative kooperieren, die diese Aggression stoppen kann", sagte der untergetauchte Hamas-Premier und signalisierte damit Bereitschaft zu einer Waffenruhe.

Zugleich rief er "alle Straßen und Gassen von Gaza" zum Durchhalten auf: "Ihr gebt uns eine Lektion in Mut und Heldentum und schreibt eine neue Geschichte."

Aus ihren festen Positionen am Rand von Gaza heraus rückten israelische Infanteristen am Dienstag weiter denn je in Richtung Stadtkern vor. Bei Gefechten im Tel-Hauwa-Viertel sollen am Vormittag mindestens 12 Palästinenser ums Leben gekommen sein, die tatsächliche Zahl der Toten dürfte aber viel höher liegen. Aus der Luft hatten die Israelis in der Nacht davor nach eigenen Angaben rund 60 Ziele angegriffen, darunter Waffenlager und Raketenwerferpositionen. Die Zahl der täglichen Raketeneinschläge in Israel, die zu Beginn der Militäroffensive bei rund 80 gelegen war, ist zuletzt auf unter 20 gesunken. Während einer dreistündigen Feuerpause konnten auch gestern etwa 100 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen passieren.

Inzwischen ist UN-Generalsekretär Ban Ki-moon in die Region aufgebrochen, um sich in die Verhandlungen einzuschalten. Israel sieht sich unterdessen wegen seiner Offensive erstmals mit schweren Vorwürfen aus der Europäischen Kommission konfrontiert. "Israel missachtet das humanitäre Völkerrecht", sagte EU-Entwicklungskommissar Louis Michel in einem Interview mit der belgischen Zeitung La Libre Belgique. (Ben Segenreich aus Tel Aviv/DER STANDARD, Printausgabe, 14.1.2009)