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Grafik: APA

Wien - Im Autohandel herrscht Eiszeit. Österreich koppelte sich zehn Monate lang vom rasanten internationalen Abwärtstrend ab. Seit November laufen die Geschäfts aber auch hier reichlich unrund. Und in der Branche wird einmal mehr der Ruf nach staatlicher Starthilfe laut.

Der Verkauf von Personenkraftwagen brach im November um 13 Prozent ein, im Dezember sank der Absatz noch einmal um 16 Prozent. Übers Jahr gerechnet ergibt das ein Minus bei Neuzulassungen von 1,5 Prozent, belegen Zahlen der Statistik Austria. Die Zuwächse der ersten Monate sind damit verpufft.

Der schwierigere Zugang zu Krediten hat die Lust am Autokauf gedämpft. In Österreich werden immerhin ein Viertel der PKW über Leasing und auf Pump finanziert. Die Banken legen im Zuge der Finanzmarktkrise strengere Maßstäbe bei der Bonität an, Kreditkosten stiegen. Und die durch die frostige Konjunktur ohnehin schon verunsicherten Kunden schieben die Autoanschaffung auf die lange Bank.

Die Branche gibt sich alarmiert und warnt vor Arbeitsplatzverlusten im Handel. "Wenn es heuer so weiter geht, wird es dramatisch", meint Gerhard Pils, Chef von BMW Österreich und Vertreter der Automobilimporteure. Der Absatz gehöre angekurbelt, die drohenden Verluste ließen sich 2009 allein durch staatliche Hilfen auf ein Minus von rund vier Prozent eingrenzen.

Die Politik hat sich am jüngsten Autogipfel auf mehr Geld für die Industrie für Kurzarbeit geeinigt. Der Ruf der Händler nach der Verschrottungsprämie blieb unerhört.

Doch das wollen die Betriebe so nicht hinnehmen: Sie fühlen sich stiefmütterlich behandelt und haben neue Forderungspakete an die Regierung verschickt. Inhalt: Steuererleichterung im Volumen von mehr als einer Milliarden Euro für die kommenden zwei Jahre. Neben der Prämie für alte Autos bei einem Neukauf pocht die Branche vehement auf die befristete Aussetzung der Normverbrauchsabgabe - und die Autofahrerclubs leisten Schützenhilfe.

"Übertrieben, nicht vorrangig"

Wirtschaftsforscher halten hingegen nichts davon. Milliardenpakete für die Autohäuser seien nicht vorrangig, vielmehr eine übertriebene Reaktion, sagt Ewald Walterskirchen, Industrieexperte des Wifo, zum Standard. Der Rückgang an Neuzulassungen sei in anderen Ländern höher als in Österreich. Der hiesige Markt habe überdies zu wenig Gewicht, um der Industrie die erhofften frischen Impulse zu geben. Unterstützung bei Kurzarbeit sei da schon sinnvoller.

Der Autohandel zählt in Österreich gut 70.000 Mitarbeiter, über die Hälfte der Betriebe macht Verluste, ihre Eigenkapitalquote liegt bei 15 Prozent. Was den Händlern wenig bekommt, ist die Treue der Kunden zum alten Auto. Die Fahrzeuge hierzulande seien im Schnitt 7,5 Jahre alt, seufzt Pils. Österreich habe damit eine der ältesten Flotten in der EU. Die neue Sparsamkeit schlägt auch auf die Wahl der Modelle durch: Der Anteil kleiner Fahrzeugklassen mit schwächeren Motoren steigt. Mächtige, durstige SUVs verlieren in ganz Westeuropa deutlich an Boden.

Wer heuer auf Rabatte hofft, dem erteilen die Betriebe eine Abfuhr. So wie bisher könne es nicht weitergehen, so der einhellige Tenor, die Zeit der Verkäufe unter dem Einstandspreis sei vorbei. Die Vertriebskanäle seien zwar nach wie vor verstopft. Viele Hersteller hätten die Produktion aber gedrosselt, der Markt werde sich beruhigen.

Marktführer in Österreich bleibt Volkswagen gefolgt von Opel, Renault, Audi und Skoda. Silbergrau dominiert unter den neuen Modellen das Straßenbild. Die Modefarbe Weiß konnte sich nicht recht durchsetzen. (vk, DER STANDARD, Printausgabe, 14.1.2009)