Teheran/Wien - Am Wochenende meldete die New York Times verdeckte US-Operationen im Iran - am Dienstag verkündeten die iranischen Behörden, einen US-betriebenen Umsturzversuch abgewendet zu haben: Das Urteil gegen vier angeklagte Iraner sei demnächst zu erwarten. Menschenrechtsorganisationen haben inzwischen zwei der vier Angeklagten identifiziert: Es handelt sich um die Mediziner Arash und Kamiar Alaei handeln.

Die Brüder Alaei, die bereits im Juni 2008 verhaftet wurden, sind über den Iran hinaus als HIV/Aids-Experten bekannt. Sie haben im Iran verschiedene Präventions- und Behandlungsprogramme geleitet und waren auch auf regionaler Ebene tätig, zuletzt mit einer Kooperation von Iran, Tadschikistan und Afghanistan bei der Behandlung Drogenabhängiger.

Ein Sprecher des iranischen Justizministeriums, Ali-Reza Jamshidi, sagte von den Angeklagten, sie hätten "mit dem CIA verbunden und von der US-Regierung unterstützt" agiert. Die Beschuldigten hätten Leute für die Zusammenarbeit mit Geheimdiensten rekrutiert, um im Iran einen "samtenen Umsturz" herbeizuführen. Das ist wohl gleichzeitig als Eingeständnis zu werten, dass kein konkreter Putschplan vorlag.

Für die Freilassung der Brüder Alaei laufen bereits seit einiger Zeit Appelle an die iranischen Behörden. Abgesehen vom individuellen Fall lässt sich konstatieren, dass es für iranische Wissenschafter aller Sparten, die früher mit dem Ausland kooperiert haben, zunehmend eng wird, besonders natürlich für jene, die irgendeine Beziehung zu den USA haben.

Dreißig Jahre nach der Islamischen Revolution (das Jubiläum ist im Februar) sprechen Beobachter von einer "Hexenjagd" . Auch gegen Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi - beim Regime unbeliebt, aber bisher tabu - wird vorgegangen. Kurioserweise auch gegen Demonstranten gegen den Gaza-Krieg: Sie wurden als Peaceniks beschimpft und abgeführt. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 15.1.2009)