Foto: kosmostheater.at
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"Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Theater und sehen ein Musical. Das erste russische Musical überhaupt mit dem Titel "Nord-Ost". Plötzlich stürmen Bewaffnete auf die Bühne. Der ersten Fassungslosigkeit folgt blankes Entsetzen, als eine 56-stündige Geiselnahme beginnt". Auf diese Weise beschrieb Torsten Buchsteiner, der Autor von "Nordost", in einem Interview den tragischen Inhalt seines Stückes, das auf ein reales Geiseldrama im Jahr 2002 zurück geht.

Der Autor schildert die ungeheuerliche Besetzung des Theaters mit seinen 850 gefangenen ZuschauerInnen aus drei Perspektiven, bis die russischen Einsatzkräfte mit einem Gasangriff tödliche Stille verbreiten. Schuldfrage stellt er keine, sein Interesse gilt ausschließlich den drei Frauen, die unter der Wucht der existentiellen Bedrohung auch nach Spuren suchen, die über das Geiseldrama hinausweisen:Einer Täterin, einer Helferin und eines Opfers.

Zura, eine tschetschenische "Schwarze Witwe", bewegt sich mit 41 anderen tschetschenischen FreiheitskämpferInnen unbemerkt auf Moskau zu. Tamara, eine lettische Ärztin, deren russischer Mann nach seinem Tschetschenieneinsatz Selbstmord beging, hat eine Nachtschicht im Krankenwagen übernommen. Ihre Tochter wird unter den Geiseln sein. Olga, eine russische Buchhalterin, ist glücklich, endlich mit ihrer Familie die lang erwartete sünd¬teure Vorstellung sehen zu können.

2005 erhielt Torsten Buchsteiner, geboren 1964 in Hamburg, für "Nordost" den Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis und den Jurypreis der Ersten St. Galler Autorentage. (red)