Frage: Was sind Phantomschmerzen?

Antwort: Wenn jemand einen Körperteil verliert, etwa einen Arm oder ein Bein, spürt er dort oft lange nachdem die Verletzung passiert ist, noch Schmerzen. Diese nennt man Phantomschmerzen. 90 Prozent der Menschen, Gliedmaßen verloren haben, werden von diesem tückischen Leiden heimgesucht. Das kann sehr unangenehm sein und ein Leben lang Probleme bereiten. Phantomschmerzen können aber auch bei Zähnen aufkommen, die man gar nicht mehr im Mund hat.

Frage: Wie kann man etwas fühlen, wo gar nichts mehr ist?

Antwort: Beim Phantomschmerz kommt es zu einer Fehlfunktion der Gehirnregionen, die immer für den Körperteil, der nun nicht mehr da ist, zuständig waren. Manche Forscher sprechen auch von einer Art Schmerzgedächtnis, das sich herausbildet. Schmerz spielt sich jedenfalls sehr stark im Kopf ab. Von dort, wo man sich verletzt hat und Nerven beschädigt wurden, werden nämlich Signale an das Gehirn gesendet. Nerven sind sozusagen die Informationskanäle im Körper. Sie geben auch eine Schmerzinformation ans Gehirn weiter, wenn man sich in den Finger schneidet oder das Knie aufschürft.

Frage: Was lässt sich gegen Phantomschmerzen tun?

Antwort: Diese zu heilen zählt in der Medizin zu einer sehr schwierigen Aufgabe. Es gibt viele Therapieansätze, aber ob sie helfen ist von Patient zu Patient verschieden. Manchmal helfen schon Massagen oder eine Prothesenanpassung, das Leiden zumindest zu verringern. Sehr häufig werden Medikamente eingesetzt, die regelmäßig einzunehmen sind. Außerdem existieren alternative Heilmethoden wie etwa Akupunktur, Hypnose oder eine Anwendung, bei der örtliche Betäubungen eingesetzt werden. Eine Wirkung dieser Therapie-Art ist aber nicht wissenschaftlich nachgewiesen und es kam auch schon zu ernsten Zwischenfällen. Eine weitere alternative Therapieform, die in den USA entwickelt wurde und derzeit auch am Wiener AKH erforscht wird, ist die sogenannte Spiegeltherapie.

Frage: Wie soll die Spiegeltherapie funktionieren?

Antwort: Hat jemand ein Bein verloren, gestaltet sich diese Therapie folgendermaßen: Das gesunde Bein wird so gespiegelt, dass es so aussieht, als wäre das zweite Bein auch noch da. Das Gehirn glaubt dann auch, dass dem so ist. Da - wie erwähnt - Phantomschmerzen im Kopf entstehen, führt das, wie sich bereits zeigen ließ, bei vielen Patienten zu einer Linderung der Schmerzen. (Gudrun Springer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13. Dezember 2008)