Rom - Zum ersten Mal ist das italienische Verteidigungsministerium zur Entschädigung eines Soldaten verurteilt worden, der nach einer Mission im Somalia am sogenannten Balkan-Syndrom erkrankt ist. Das "Balkan-Syndrom" wird mit den gesundheitsgefährdenden Effekten der schwach-radioaktiven Uran-Munition in Verbindung gebracht, die von den USA am Balkan, in Somalia und im Irak verwendet wurde.

Ein Gericht in Rom hat jetzt das Verteidigungsministerin zur Zahlung einer Entschädigung von 545.000 Euro für den Soldaten, Giambattista Marica, verurteilt, der nach einem achtmonatigen Einsatz in Somalia zwischen Dezember 1992 und Juli 1993 am sogenannten Hodgkin-Lymphom erkrankt ist.

Die Ärzte haben radioaktives Material für die Erkrankung des Soldaten verantwortlich gemacht, berichtete die Tageszeitung "Corriere della Sera". Laut dem Urteil war das italienische Verteidigungsministerium über die Gefährlichkeit des schwach-radioaktiven Uran informiert und hätte die Soldaten besser schützen sollen. "Das Urteil des römischen Gerichts ist ein Erfolg für alle Familien, die wegen des Balkan-Syndroms Verwandte verloren haben", sagte der Rechtsanwalt Maricas.

In Italien ist die Angst vor dem Balkan-Syndrom groß: Etwa 20 italienische Soldaten, die in den vergangenen Jahren an Balkan-Missionen teilnahmen, sind an unterschiedlichen Tumorformen erkrankt, berichtete eine vom italienischen Verteidigungsministerium eingesetzte Expertenkommission. Sie ermittelt die Ursachen mehrerer verdächtiger Todes- und Krankheitsfälle unter den Soldaten, die seit 1995 am Balkan eingesetzt wurden. Die Kommission überprüft den Gesundheitszustand von 42.000 Soldaten im Alter zwischen 20 und 59 Jahren.

Nach Angaben des Verbands der Familienangehörigen der am Balkan-Syndrom erkrankten Soldaten sei die Rate an Hodgkin-Krankheitsfällen unter den Militärs doppelt so hoch wie in der italienischen Bevölkerung. Insgesamt seien bis zu 200 Soldaten an dem Syndrom erkrankt. (APA)