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2006 protestierte die Redaktion gegen "Heuschrecke" Mecom als Käufer. 2009 ist sie sie los.

Foto: AP/Pfeil

Berlin/Köln - Ein bisschen sparte Alfred Neven DuMont im Finale: 152 Millionen Euro statt 160 bis 170 zahlt der Kölner Verlag DuMont Schauberg nun für "Berliner Zeitung", "Berliner Kurier", "Hamburger Morgenpost", Berliner Stadtmagazin "tip" und Netzeitung. Dienstag machte DuMont den Deal mit Finanzinvestor Mecom offiziell.

DuMont Schauberg könnte so an der WAZ-Gruppe vorbeiziehen auf Platz drei der auflagenstärksten Zeitungsverlage in Deutschland (der STANDARD berichtete). Der Kölner Monopolist DuMont (Express, Stadt-Anzeiger/Rundschau) liegt künftig Kopf an Kopf mit dem Essener Printkonzern (in Österreich beteiligt an Krone und Kurier).

Eine Frage des Formats

DuMont übernahm 2006 die "Frankfurter Rundschau". Nun liegen Synergien zwischen "Rundschau" und "Berliner Zeitung" auf der Hand. "Rundschau"-Chefredakteur Uwe Vorkötter dementierte, sein Verlag plane eine Zentralredaktion für überregionale Inhalte.

Dienstag schwieg Vorkötter. Auf Anfrage des STANDARD ließ er durchklingen: Bevor das Kartellamt dem Deal nicht zugestimmt hat, wollen die Kölner nicht den Eindruck erwecken, sie regierten schon im Berliner Verlag mit. Vorkötter führte die "Berliner Zeitung" bis zur Mecom-Übernahme 2006. Er verkleinerte die "Frankfurter Rundschau" im Mai 2007 als erstes deutsches Qualitätsblatt auf Tabloidformat. Die Zusammenarbeit mit der "Berliner Zeitung" würde erleichtert, wenn das Hauptstadtblatt auf dieses Format umsteigt.

300 Zeitungstitel im Blitztempo

Die Mecom Group des Briten David Montgomery hat im Blitztempo 300 Zeitungstitel in Deutschland, Polen, den Niederlanden, Dänemark und Norwegen zusammengekauft. Schulden: 600 Millionen Euro, was zum Verkauf in Deutschland zwang. Laut "Financial Times Deutschland" bleibt Mecom trotz Verkauf kritisch verschuldet. Ganz "Heuschrecke", wie Finanzinvestoren geschimpft werden, versuchte Mecom, Renditen brutal in die Höhe zu treiben. Aber auch DuMont muss sparen: Allein 2007 schrieb die Rundschau 15,7 Millionen Minus.

Nächster Verkaufskandidat: Mecom hält die Mehrheit am polnischen Blatt "Rzeczpospolita", Polen verkauft die Minderheit. Deutschlands Nr. 1, Springer, will sie. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 14.1.2009)