"Anlageberater" hätte auch ganz gut zum "Unwort des Jahres 2008" werden können. Zumindest in der Sicht von vielen Anlegern, denen von jungen Smarties mit Vokabeln wie "Gewinnerwartung", "Renditeoptimierung" und "Kurspotenzial" Wertpapiere angedreht wurden, die teilweise nur noch Papierwert haben. Geschieht ihnen recht, sagt die österreichische Schadenfreude, die ja das nationale Charakteristikum der Selbstlosigkeit und Uneigennützigkeit besitzt.
Man hat zwar nichts vom Unglück der anderen, aber es freut einen doch. Aber nun ist erstmals eine österreichische Bank wegen falscher Anlageberatung (nicht rechtskräftig) verurteilt worden. Wer die Wirtschaftsseiten etwas genauer las, konnte spätestens seit Ende 2007 ahnen, dass da "an den Märkten" etwas schiefläuft. Aber das kann und tut eben nicht jeder, und so verlässt man sich auf den Anlageberater. Manche agierten da freilich eher wie die Herrschaften in der TV-Dauerwerbesendung, die den ultimativen Kartoffelschäler anpreisen. Im konkreten Fall sei der Anleger nicht adäquat über das Risiko aufgeklärt worden. Da werden jetzt viele rufen: "Ich auch nicht!" (Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe, 14.1.2009)