Manchmal bleiben Tests einfach liegen. Nicht die Autos, die laufen meistens eh einwandfrei. Aber die Berichte darüber, die bleiben in der geistigen Garage. Bis das Wetter oder die Zeit danach ist, damit herauszufahren.

Dieser Bericht ist so einer. der Standard fuhr den Fiat Croma nämlich schon im vergangenen Sommer, vom "Nuova Croma" zu sprechen, wie das die Fiat-Presse-Homepage tut, wäre hier etwas verfehlt. Doch die Erinnerung an den vergangenen Sommer tut gut, angesichts der Gesäßkälte draußen.


In der Erinnerung an den Fiat Croma blieben beim Tester vor allem zwei Aspekte hängen. Erstens: das Design. Fiats Wiederauferstehung von den zur Pleite verdammten Herstellern hat unter anderem damit zu tun, dass wieder eine für alle Modellreihen gültige und funktionierende Sprache gefunden wurde. Der zweite Aspekt, der bemerkenswert war, war die Tatsache, dass sich der Croma nicht eindeutig zuordnen lässt. Er hat limousinenhafte, kombiartige, vanoide Züge, er vermittelt Geräumigkeit genauso wie stilvolle Windschlüpfrigkeit – die Überarbeitung im Vorjahr hat dem 2005 wieder eingeführten Modell (technisch verwandt mit dem Opel Vectra auf der GM-Epsilon-Basis, was noch aus der gescheiterten Allianz zwischen den Italienern und den Amerikanern herrührt) gut getan.

Mit 1,60 Metern ist der Wagen fast so hoch wie ein VW Touran, der Marktführer des Kompaktvan-Segments. Er bietet Platz für viel Gepäck: 1600 Liter, wenn alle Lehnen hinten umgeklappt sind, ansonsten 500. Das reicht an reinrassige Kombis heran. Das Interieur ist elegant, aber nicht mehr das modernste. Im Fond sitzt man recht gut, denn die Knie- und Kopffreiheit sind in Ordnung.

Doch eine Entscheidung für einen Fiat ist – abgesehen von Preis- und Rabattvorteilen, die derzeit zu lukrieren sein mögen – immer ein prinzipielles Statement: Ich muss beim Perfektionswahn nicht immer dabei sein. Mein Auto darf einfach gut aussehen, ohne Aggressivität auszustrahlen. Der Croma ist – und dafür werden mich wieder einige prügeln, aber das nehme ich in Kauf – ein Frauenauto im besten Sinne. Viel Platz, ohne raumgreifend zu sein. (szem/DER STANDARD/Automobil/15.1.2009)