Wien - Österreich Leistungsbilanz hat den Trend der vergangenen Jahre zu steigenden Überschüssen auch in den ersten drei Quartalen 2008 fortgesetzt. Mit 7,6 Mrd. Euro lag das Plus um mehr als die Hälfte über dem Vergleichswert 2007 (4,9 Mrd. Euro) - dank Exportzuwächsen. Beim internationalen Kapitalverkehr machte sich die Finanzkrise jedoch massiv bemerkbar. Die Veranlagungen ausländischer Wertpapiere sind um etwa 95 Prozent eingebrochen. Der Reiseverkehr stärkte der Leistungsbilanz den Rücken - nicht zuletzt durch Österreicher, die wegen der EURO 2008 oder hoher Spritpreise daheimgeblieben sind, teilte die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) am Mittwoch mit.

Der Überschuss von 7,6 Mrd. Euro entspreche 3,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) (Vergleichszeitraum 2007: 2,4 Prozent). Das positive Ergebnis resultiere aus einem Netto-Exportanstieg bei Gütern (+0,6 Mrd. Euro) und Dienstleistungen (+1,1 Mrd. Euro) sowie aus einem geringeren Defizit aus grenzüberschreitenden Einkommen (-1,2 Mrd. Euro). Heimische Exporte seien um 5 Prozent gestiegen, während die Importaufwendungen in geringerem Ausmaß gewachsen seien.

Obwohl die internationale Konjunkturabschwächung im Jahresverlauf 2008 Österreich vor allem über seine wichtigsten Handelspartner innerhalb der EU getroffen habe, habe der Handel mit außereuropäischen Märkten wie Russland oder einigen OPEC-Staaten diese Entwicklung teilweise kompensieren können, so die OeNB. Noch stärker als vom Außenhandel sei die Leistungsbilanz durch den Reiseverkehr gestützt worden. Neben gestiegenen Einnahmen sei dies aber auch auf etwas geringere Ausgaben österreichischer Touristen zurückzuführen, die ihre Reisetätigkeit - nicht zuletzt infolge von Sondereffekten wie der EURO 2008 oder hohen Ölpreisen - eingeschränkt haben.

Wertpapiereinbruch

Der krisenbedingten Einbruch der Wertpapierveranlagungen habe auch Österreichs internationalen Kapitalverkehr geprägt. Während heimische Anleger im Vergleichszeitraum 2007 noch ausländische Titel im Ausmaß von 29,4 Mrd. Euro kauften, veranlagten sie in den ersten drei Quartalen 2008 mit 1,7 Mrd. Euro gerade noch rund 5 Prozent dieses Volumens. Deutlich habe sich die Verunsicherung der Investoren naturgemäß bei Aktien und Investmentzertifikaten, die netto um 2,9 Mrd. Euro abgestoßen wurden (nach Zukäufen von 1,1 Mrd. Euro) gezeigt. Rückläufig sei auch die Nachfrage nach langfristigen Rentenpapieren gewesen, die sich mit 4,2 Mrd. Euro mehr als halbierte. Weiters sei das vom öffentlichen Sektor dominierte Engagement in internationale Geldmarktpapiere nahezu eingestellt worden, nachdem im Vergleichszeitraum 2007 noch 17,6 Mrd. Euro veranlagt worden waren.

Ein ähnliches Bild zeige Österreichs Finanzierung bei ausländischen Wertpapierinvestoren, die auf etwa ein Viertel des Vergleichswerts 2007 zurückging (13,4 Mrd. Euro nach 49,3 Mrd. Euro). Auch hier habe der Nettoabsatz inländischer Anteilspapiere von 1,1 Mrd. Euro in einen Rückkauf von 2,7 Mrd. Euro gedreht.

Das stark gestiegene Bedürfnis der Investoren nach vergleichsweise sicheren Anlagen drücke sich in einer deutlichen Intensivierung des internationalen Kredit- und Einlagengeschäfts aus. Österreichs Veranlagungen haben in diesem Finanzsegment mit 44,5 Mrd. Euro ein Plus von mehr als einem Drittel erreicht . Als "sicherer Hafen" hätten angesichts der turbulenten Wertpapiermärkte insbesondere Einlagen gegolten, die in den ersten drei Quartalen 2008 um 24,6 Mrd. Euro aufgebaut wurden (nach 14,9 Mrd. Euro). Österreichs internationale Finanzierung aus Krediten und Einlagen sei mit 33,2 Mrd. Euro sogar bei fast dem Zweieinhalbfachen des Vergleichswerts 2007 gelegen. (APA)