Der britische Architekt Pawson kann sein Musiktheater in Linz nicht selbst bauen. Er darf die neuen Architekten nur noch beraten.

 

 

Foto: Pawson

Linz - Für den Nicht-Insider ist es nur noch schwer nachvollziehbar, was sich rund um den Neubau des Linzer Musiktheaters abspielt. Den internationalen Wettbewerb für die Oper auf der Blumau in der Linzer Innenstadt hat der britische Architekt Terry Pawson gewonnen. Als ausführender Architekt wurde jetzt jedoch das Grazer Büro ArchitekturConsult bestellt. Unterstützt wird es dabei durch die Linzer Architekten Dworschak - Mühlbachler, und die Projektleitung hat die Ziviltechnikergesellschaft Spirk & Partner übertragen bekommen. Selbst für die oberösterreichische Architektenkammer ist die Vielzahl der Verantwortlichen statt eines Generalplaners nicht der normale Weg.

Aber normal kann bei dem Bau des neuen Hauses vermutlich ohnehin nichts mehr laufen: Der Neubau war von Anfang an politisches Streitthema. Zuerst verhinderte die FPÖ im Jahr 2000 mittels Volksbefragung den Bau einer Oper im Berg. Danach folgten Jahre des Suchens nach einem neuen Standort und einem politischen Konsens. 2004 wurde mit dem Standort Blumau beides gefunden. Seitdem übt sich die Politik aber in Vorsicht, um die Einigung nicht mehr zu gefährden. So wurde das Projekt von Pawson zum Sieger gekürt, ohne dass die Frage der Fassadengestaltung geklärt war.

Neue Ausschreibung

Die Konsequenz: Der Gestaltungsbeirat der Stadt Linz sowie der Bauherr, das Land Oberösterreich, lehnten die nachgereichten Pläne für die Fassade ab. Die gewünschten Änderungen nahm Pawson zwar vor, dennoch trennte man sich im Herbst 2008 im gegenseitigen Einvernehmen von ihm. Demnach musste erneut ein EU-weites Vergabeverfahren für die Bauausführung ausgeschrieben werden. Der Sieger, besagtes Grazer Büro gemeinsam mit den Linzer Architekten, wurde diese Woche bekanntgegeben. Die Bauaufsicht ging an Salzburger Ziviltechniker. Um Pawson nicht öffentlich zu brüskieren, wird er weiterhin als Konsulent "das Projekt beratend begleiten", versichert Landeshauptmann Josef Pühringer (VP).

Was diese ganzen Nachjustierungen zusätzlich kosten? "Es entstehen keine Mehrkosten. Die vom Land beschlossenen Gesamtkosten von 150 Millionen Euro bleiben unverändert", heißt es im Büro des Landeshauptmannes.

Daran hat allerdings der Linzer Planungsstadtrat Klaus Luger (SP) massive Zweifel. Denn bisher gebe es keine "Kalkulationen", was die Innenausstattung des Hauses anbelange. Die Anzahl der Sitzplätze wuchs etwa im Nachhinein von 900 auf 1100. Das Vorhaben, das neue Musiktheater im Jahr der europäischen Kulturhauptstadt zu eröffnen, ist damit hinfällig. Doch der Spatenstich ist avisiert: 17. April 2009 - wenn die Baubewilligung vorliegt. (Kerstin Scheller / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.1.2009)