Bochum - Die tägliche Einnahme einer Graspollentablette kann Heuschnupfen und Asthma bei Kindern lindern. Mit dieser Behandlung gehen Asthmasymptome um 64 Prozent zurück, Heuschnupfensymptome um 24 Prozent, wie die Ruhr-Universität Bochum am Mittwoch als Ergebnis einer Studie an insgesamt 253 Kindern berichtete.

Immunsystem gewöhnt sich

Bis zu 25 Prozent der Bevölkerung in westlichen Industrieländern leiden unter Heuschnupfen. Von den kindlichen Patienten mit unbehandeltem Heuschnupfen entwickeln den Angaben zufolge zehn bis 50 Prozent später Asthma. Daher setzt die Medizin auf Immuntherapien: Sie sollen das Immunsystem langsam an die allergieauslösenden Pollen gewöhnen, so dass es nicht mehr überreagiert.

Symptome gingen zurück

Die zwischen fünf und 16 Jahre alten Studienteilnehmer mussten einmal täglich eine Tablette unter der Zunge zergehen lassen. Jeder von ihnen wurde einer der beiden Studiengruppen zugeordnet und bekam entweder echte Tabletten mit Wirkstoff oder wirkstofffreie Placebos. Die Einnahme begann zwischen zwei und sechs Monaten vor der Pollenflugsaison und wurde bis zum Ende der Saison fortgesetzt. Die Probanden führten über ihre Symptome und die Einnahme von Medikamenten wie Nasen- oder Asthmaspray Buch. Außerdem wurde ihr Blut regelmäßig untersucht.

Ergebnis: Die Heuschnupfensymptome waren bei der Wirkstoffgruppe um 24 Prozent geringer ausgeprägt als bei der Placebogruppe. Entsprechend benötigte die Gruppe 34 Prozent weniger Medikamente. Asthmasymptome traten sogar um 64 Prozent weniger auf. Die Blutuntersuchungen bestätigten die Wirkung.

Langfristige Studien nötig

Die Tabletten seien im Allgemeinen gut vertragen worden, hieß es weiter. Nur ein vorübergehender Juckreiz im Mund sei häufig aufgetreten. "Ebenso wie bei Erwachsenen ist diese Immuntherapie mit der Anwendung unter der Zunge also auch bei Kindern erfolgversprechend", sagte Studienleiter Albrecht Bufe. Ob sich die Allergie auch langfristig bessere, müssten weitere Studien zeigen.

Die Standardtherapie des Heuschnupfens ist seit langem die Immuntherapie mit Injektionen von Allergenen unter die Haut, wie Bufe sagte. Sollte sich zeigen, dass die Grastabletten eine ähnlich effektive und langfristige Wirkung zeigten, könne künftig in vielen Fällen die Spritzentherapie durch die Tabletten ersetzt werden, "und das jetzt auch bei Kindern". (APA/AP)