Washington  - Die US-Verbraucher sind zum Weihnachtsgeschäft angesichts der massiv steigenden Arbeitslosigkeit und der Rezession in Käuferstreik getreten. Die Einzelhändler erlösten im Dezember 2,7 Prozent weniger als im Vormonat, wie das Handelsministerium am Mittwoch mitteilte. Damit fiel das Minus mehr als doppelt so hoch aus wie von Experten erwartet. Doch die Zahlen täuschten über die Wirklichkeit hinweg, sagte Marc Pado von Cantor Fitzgerald: "So schlecht sie sind, sie sind noch schlechter als bekanntgegeben, weil die Daten für November nach unten revidiert wurden."

Ohne den Autohandel hatten die Händler sogar 3,1 Prozent weniger in den Kassen - das ist ein Rekordrückgang. Allerdings sei der größte Teil des Rückgangs auf den geringeren Treibstoffabsatz zurückzuführen, sagte Postbank-Analyst Heinrich Bayer. "Dies ist noch der positivste Aspekt der Einzelhandelszahlen, da dieser Rückgang auf sinkenden Preisen beruht, wodurch die Kaufkraft der US-Bürger gestärkt wird." Der Verkauf von Benzin und Diesel sank um knapp 16 Prozent, nachdem er bereits im November mit 18,3 Prozent so stark eingebrochen war wie nie zuvor.

Für das Gesamtjahr 2008 bezifferte das Ministerium den Rückgang beim Einzelhandelsumsatz auf 0,1 Prozent. Das milliardenschwere Konjunkturprogramm der Regierung unter dem scheidenden US-Präsidenten George W. Bush konnte den Abwärtstrend damit nicht aufhalten. Im Frühjahr und Sommer wurden Steuerschecks im Wert von knapp 170 Mrd. Dollar (129,1 Mrd. Euro) verschickt, was den Privatkonsum aber nur vorübergehend stützte.

Daten zeigen nach unten

Derzeit deuten alle Daten für die US-Wirtschaft nach unten. Die Rezession, die bereits seit mehr als einem Jahr anhält, könnte damit noch länger werden als die Schwächephase von 1981. Damals schrumpfte die US-Wirtschaft 16 Quartale in Folge. Die Konjunkturschwäche ist - anders als etwa in Deutschland - bereits voll bei den US-Verbrauchern angekommen. Denn wegen der fallenden Immobilienpreise und der Börsenschwäche geht der Wohlstand drastisch zurück. Zudem steigt die Arbeitslosigkeit stark: 2008 verloren so viele Menschen ihren Arbeitsplatz wie seit dem Ende des zweiten Weltkriegs 1945 nicht mehr. Vor diesem Hintergrund seien die kräftig sinkenden Einzelhandelsumsätze keine Überraschung, sagte Sacha Tihanyi von Scotia Capital - auch wenn das Weihnachtsgeschäft noch viel schlechter ausgefallen war als vorhergesagt.

Bereits den fünften Monat in Folge gingen die Außenhandelspreise zurück. Bei den Importen lag das Minus allerdings mit 4,2 Prozent deutlich unter dem Niveau von November, als es noch 7,0 Prozent erreicht hatte. Vor allem der stark gesunkene Ölpreis trägt zum Rückgang der Einfuhrpreise bei. Ein Barrel (159 Liter) leichtes US-Öl kostet derzeit gut 37 Dollar, im Juli waren es noch etwa 148 Dollar. (APA/Reuters)