Trotz des Gasstreits zwischen Russland und der Ukraine samt Unterbrechung der Lieferungen nach Westeuropa will der Verbund den Bau des Kraftwerks Mellach in der Steiermark wie geplant durchziehen. "Wir halten daran fest", sagte Wolfgang Anzengruber, der neue Chef von Österreichs größtem Stromproduzenten, am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten. "Wir werden in absehbarer Zeit nicht auf Energie aus fossilen Quellen verzichten können."

Nach Angaben von Anzengruber, der, vom Kranhersteller Palfinger kommend, am 1. Jänner Michael Pistauer an der Verbund-Spitze abgelöst hat, wird Mellach bei Vollbetrieb mehr als eine Milliarde Kubikmeter Erdgas pro Jahr benötigen, das ist rund ein Zwölftel des derzeitigen Gesamtgasverbrauchs von Österreich. Langfristverträge zur Belieferung des Kraftwerks mit Gas seien bereits im Vorjahr abgeschlossen worden.

"Kollateralschaden"

Das Kraftwerk mit einer Leistung von 830 MW und Kosten von gut 500 Mio. Euro wird neben Strom auch Wärme für Haushalte und Betriebe in Graz herstellen. Nach einer Bauzeit von drei Jahren soll das Kraftwerk 2012 ans Netz gehen.

Anzengruber hofft auf eine baldige Beilegung des Gasstreits. "Das ist ein bilaterales Match, wo wir den Kollateralschaden haben." Dem massiven Ausbau der Gasspeicher sei es zu verdanken, "dass es uns auf der Komfortseite nicht schadet", sagte Anzengruber. Leidtragende seien Länder wie Bulgarien oder Rumänien mit keinen oder zu kleinen Speichern und einer kompletten Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland.

Neben dem Kraftwerk Mellach, wo der Spatenstich im Oktober erfolgt ist, verfolgt der Verbund noch 25 weitere Kraftwerksprojekte in Österreich, darunter Limberg II (Kaprun). Allein im heurigen Jahr soll eine Mrd. Euro investiert werden - 500 Mio. in Österreich, der Rest auf Auslandsmärkten wie Türkei, Frankreich und Italien.

Rekordergebnis

Sollten Genehmigungsverfahren beschleunigt und in der Schublade ruhende Projekte doch früher baureif werden, sei es auch kein Problem, eine zusätzliche Milliarde aufzustellen, sagte Anzengruber. Die Praxis aber spreche dagegen. "Wir sind Planungsweltmeister, aber Realisierungszwerge", sagte der Verbundchef. Er wünscht sich "mehr Mut von den Politikern, Projekte durchzuziehen und nicht nur auf den nächsten Wahltermin zu schielen."

Anzengruber bekräftigte die von seinem Vorgänger im Dezember abgegebene Gewinnprognose von 1,1 Mrd. Euro (Ebit) für 2008, was neuerlich ein Rekordergebnis wäre. Wenn auch 2009 ein ähnliches Ergebnis erreicht werde, müsse dies angesichts der Wirtschaftskrise als "Riesenerfolg" gewertet werden, sagte Anzengruber. Nachsatz: "Wir versuchen es." (stro, <!-- /* Style Definitions */ p.MsoNormal, li.MsoNormal, div.MsoNormal {mso-style-parent:""; margin:0cm; margin-bottom:.0001pt; mso-pagination:widow-orphan; font-size:12.0pt; font-family:"Times New Roman"; mso-fareast-font-family:"Times New Roman";} @page Section1 {size:612.0pt 792.0pt; margin:70.85pt 70.85pt 2.0cm 70.85pt; mso-header-margin:36.0pt; mso-footer-margin:36.0pt; mso-paper-source:0;} div.Section1 {page:Section1;} -->

DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.1.1.2009)