Frau Innenminister Maria Fekter arbeitet offenbar auf den "Oscar" für die beste Darstellung einer hartherzigen Zinshausbesitzerin aus einem Roman von Charles Dickens hin, die eine arme Tagelöhner-Familie am Weihnachtsabend in das Schneetreiben hinaus delogiert. Zum Fall der Familie Zogaj sagte sie nämlich jetzt: "Ich habe nach den Gesetzen vorzugehen, egal ob mich Rehlein-Augen aus dem Fernseher anstarren oder nicht." Das ist gelungen. Nach den Gesetzen vorgehen muss man, wenn es um ein paar arme Teufel plus Kleinkinder geht, aber wenn ein Landeshauptmann und sein Nachfolger das "gesunde Volksempfinden" über die Gesetze stellen (Ortstafelfrage), dann herrscht Funkstille.

Die ganze Arigona-Geschichte ist ein medialer Zirkus geworden, und so mancher wird beim Sager von den Rehlein-Augen beifällig nicken. Aber es geht da auch um kleine Kinder, die in ein Elendsdasein im Kosovo zurückgeschickt werden sollen.

Eine kluge Politik hätte die Angelegenheit längst unauffällig humanitär gelöst und sich trotzdem nichts vergeben. Aber so starren uns nur die Augen von Frau Fekter aus dem Fernseher an. (Hans Rauscher, DER STANDARD-Printausgabe, 15. Jänner 2009)