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"Spiel mir das Lied vom Tod" oder der Blu-ray-Blues. Sonys Standard hat als DVD-Nachfolger keinen Konkurrenten mehr, kommt aber dennoch nicht in Fahrt.

Foto: Archiv

Irgendwie kommt Blu-ray, der Nachfolger der DVD, der uns scharfe, hochauflösende Filme auf unseren neuen, hochauflösenden Flachbildfernsehern bescheren soll, nicht vom Fleck. Besonders deutlich war dies bei der Consumer Electronic Show in Las Vegas vergangene Woche, bei der TV-Geräte, die ihre Videos aus dem Internet beziehen können, die heimlichen Stars waren.

Der Weg wäre frei

Dabei ist seit einem Jahr der Weg frei für das von Sony entwickelte Blu-ray: Damals gab Toshiba sein Konkurrenzformat HD-DVD (High Definition DVD) auf. Seither haben Konsumenten die Sicherheit, dass sie kein neuerliches Betamax- oder Video-2000-Debakel erleben würden (zwei Formate von Videokassetten, die sich gegenüber VHS nicht durchsetzten), wenn sie auf Blu-ray setzen. Aber das hat offenbar die Verbreitung von Blu-ray nicht wirklich auf Touren gebracht. Weiterhin sind rund 80 Prozent der Regallaufmeter in Elektroniksupermärkten mit üppigem DVD-Angebot bestückt, während Blu-ray eine Art Randexistenz führt.

Teuer

Obendrein kosten die hochauflösenden Silberscheiben das Doppelte bis Dreifache von DVDs. Jetzt bringen die neuen Fernseher mit Internetzugang zusätzliche Konkurrenz zu Blu-ray. Erstens werden damit (kurze) You-Tube-Videos trotz schlechter Qualität oder Diashows von Fotosites wie Flickr oder Google Picasa wohnzimmertauglich. Das ist zwar qualitativ keine Konkurrenz zu einem hochauflösenden Film, aber "selbstgemachter" Content (und die zahlreichen Videoclips, die aus TV-Sendungen oder Filmszenen stammen, meist Comedy) erfreut sich am PC-Bildschirm längst großer Beliebtheit. Die einfache Art, sie auf den TV-Schirm im Wohnzimmer bringen zu können, hebt diese Popularität auf eine neue Ebene.

Das Internet als Gegenspieler

Zweitens aber können diese Fernseher auch hochauflösende, kommerzielle Filme aus dem Internet downloaden. Derzeit gibt es im US-Markt rund 1100 Filme auf Blu-ray, während das Download-Service Vudu bereits 1400 anbietet. Und wer daheim Breitband-Internetanschluss hat, für den ist der Download billiger und bequemer. Unterstützt wird dieser Wandel von der Silberscheibe zum Download durch die Entwicklung bei Musik: Apples iTunes Store ist 2008 in den USA zum größten Musikhändler geworden.

Download statt Scheibe

Mit anderen Worten: Vor allem die jüngeren Generationen gewöhnen sich daran, ihre Medien nicht als Scheibe, sondern als Download einzukaufen. Europa ist bei der Entwicklung von Download-Angeboten, vor allem bei Filmen und TV-Serien, einen großen Schritt hinter den USA. Das gibt Blu-ray etwas mehr Zeit, Fuß zu fassen; aber trotzdem spricht vieles dafür, dass Blu-ray eine wesentlich kürzere Lebensspanne als DVD haben wird. Was bedeutet dies für Konsumenten von Filmen und TV-Serien? Auch wenn Blu-ray unbestritten bessere Bildqualität auf den Schirm bringt, werden viele Käufer wenig Lust haben, für den meist einmaligen Konsum eines Films 30 bis 35 Euro auszugeben. Blu-ray-Player sind derzeit ab 200 Euro zu bekommen. Für wen Preise keine große Rolle spielen, kann beruhigt Blu-ray kaufen, denn das Format wird uns wenigstens das nächste Jahrzehnt begleiten. (Helmut Spudich/DER STANDARD/Printausgabe vom 15.1.2009)